Eine Niedersächsin wird voraussichtlich Grünen-Chefin
Egal, wie die Wahl auf dem Bundesparteitag der Grünen in Hannover am Sonnabend ausgeht – an der Spitze der Partei wird voraussichtlich eine Niedersächsin stehen. Um den weiblichen Part bewerben sich die Fraktionschefin der Grünen im niedersächsischen Landtag, Anja Piel (52), und die Brandenburger Bundestagsabgeordnete Annalena Baerbock. Brandenburg? Stimmt, als niedersächsische Stimme in Berlin geht die 37 Jahre alte Chefin des Grünen-Landesverbandes in Brandenburg nicht mehr durch. Sie wurde allerdings in Hannover geboren und wuchs in Pattensen in der Nähe der Landeshauptstadt auf.
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Baerbock könnte am Sonnabend im direkten Aufeinandertreffen vor den mehr als 800 Delegierten die leicht besseren Chancen haben. Denn sie ist wesentlich angriffslustiger als Piel, deren Reden im Ton eher ruhig und ausgleichend sind. Piel nimmt für sich in Anspruch, Koalitionsverhandlungen schon einmal zum Ende geführt zu haben und rot-grüne Regierungserfahrung aus Niedersachsen einzubringen. „Ich habe ein Land mitgetstaltet“, so Piel im Rundblick-Podcast „Politiknerds“ Baerbock hatte dagegen in Berlin mit hoher Kompetenz in den Jamaika-Verhandlungen auf sich aufmerksam gemacht, gilt als engagiert und kämpferisch.
Baerbocks Nachteil könnte sein, dass sie in der Partei beim Realo-Flügel verortet wird. Denn ebenfalls zur Wahl für die Grünen-Doppelspitze steht Robert Habeck (48). Der It-Boy der Grünen, wie er bereits in Medien bezeichnet wurde, ist nicht nur Umweltminister in Schleswig-Holstein, sondern gilt ebenfalls als Realo. Für ihn müsste allerdings vorher noch die Satzung geändert werden. Denn Robert Habeck will, sollte er gewählt werden, trotz des Parteiamts dann für eine Übergangszeit noch Minister bleiben. Diese Art von Ämterhäufung stößt bei den Grünen normalerweise auf wenig Gegenliebe.
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Gleich zwei Realos an der Spitze der Grünen? Noch lässt sich schwer einschätzen, ob die Delegierten das mitmachen werden, undenkbar ist es dennoch nicht. Schließlich hatte die Parteibasis auch die Realos Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt zu Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl gekürt. Allerdings: Parteibasis und Parteitagsdelegierte können bei den Grünen auch ein paar unterschiedliche Schuhe sein. Am Samstag entscheidet sich also nicht nur, wer die Grünen an der Spitze führen wird, sondern auch, wie es um die Lagerarithmetik in der Partei bestellt ist. (MB.)
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