Ein Viertel der Landesbediensteten geht bald in Rente
Der neue „Personalstrukturbericht“, den Innenminister Boris Pistorius am Dienstag vorgestellt hat, drückt die Veränderungen in der Behördenstruktur drastisch aus. Das Land Niedersachsen hat derzeit rund 243.000 Beschäftigte, zur Stammbelegschaft (dauerhaft und befristet Beschäftigte) zählen 208.000 Personen. In fünf Jahren wird bereits jeder zehnte davon in den Ruhestand gewechselt sein, sei es als Rentner oder Pensionär. In zehn Jahren erreicht diese Zahl schon 25 Prozent, es betrifft also jeden vierten.
Pistorius sagte, diese Entwicklung belege die Notwendigkeit einer eigenen Ausbildung von Landesbediensteten, wie sie 2015 wieder eingeführt worden sei. Man arbeite hier mit den Kommunen eng zusammen. Auf die Frage nach der Notwendigkeit einer Überprüfung aller Aufgaben des Landes mit dem Ziel eines effektiveren Einsatzes von Mitarbeitern sagte der Minister: „Ich sehe Überlegungen, ob man eine staatliche Aufgabe noch erledigen sollte oder ob man diese mit weniger Personal günstiger bewältigen kann, mit großer Sympathie“. Die Aufgabenkritik sei in dem von ihm geführten Ministerium „eine Daueraufgabe“. Gleichzeitig dürfe man aber nicht die Pflicht vernachlässigen, junge Leute für die Tätigkeiten in der Landesverwaltung zu qualifizieren.
Relativ mehr ältere Polizisten als Lehrer
Aus dem Personalbericht, der die Daten von Mitte 2018 erfasst, geht eine unterschiedliche Altersstruktur in den verschiedenen Bereichen hervor. Relativ jung sind die Beschäftigten in Schulen und Hochschulen, weshalb dort die bevorstehenden Pensionierungen in zehn Jahren noch nicht so sehr ins Gewicht fallen. Im Innen-, Sozial- und Agrarministerium liegen die Zahlen höher. Das liegt daran, dass es offenbar relativ mehr ältere Polizisten als Lehrer gibt und auch im Bereich der Sozialverwaltung und der Landwirtschaftsverwaltung die Altersdurchschnitte hoch liegen.
Das Durchschnittsalter sämtlicher Landesbeschäftigten lag vor zwei Jahren bei 45,2 Jahren, das ist leicht niedriger als fünf Jahre zuvor mit 46,4 Jahren. 59 Prozent der Stammbelegschaft des Landes sind Beamte oder Richter, 41 Prozent Arbeitnehmer. 35 Prozent arbeiten in Teilzeit, davon sind 82 Prozent weiblich. Bezogen auf die Gesamtbelegschaft mit 244.000 Mitarbeitern hat das Innenministerium ermittelt, dass 60 Prozent davon Frauen sind. Im Innenministerium gehen bis 2028 nach dieser Darstellung 38 Prozent der Beschäftigten in Pension, davon 40 Prozent bei der Polizei und 42 Prozent in der Vermessungs- und Katasterverwaltung. In der allgemeinen Verwaltung wechseln bis 2028 nur rund 20 Prozent der Mitarbeiter in den Ruhestand.
Fehltage-Quote bei Beamten liegt bei 6,19 Prozent
Das Land hat auch die Krankenstatistik veröffentlicht. Danach war jeder Landesbedienstete 2018 im Schnitt 15,6 Tage krank, das entspricht einer Fehltage-Quote bei Beamten von 6,19 Prozent (gegenüber 5,84 Prozent im Vorjahr). Bei Tarifbeschäftigten ist die Quote etwas gesunken. Rund 20 Prozent der Erkrankten waren bis zu drei Tage krank, 42 Prozent zwischen 4 und 30 Tagen und 35 Prozent länger als 30 Tage. Die Art der Erkrankung wurde nicht erfasst. Gegenüber der vorherigen Ermittlung hat sich der Krankenstand nicht erhöht, obwohl in dieser Aufstellung erstmals auch 96.000 Beschäftigte an Schulen und Studienseminaren einbezogen wurden.
Ein gängiges Vorurteil, das Lehrer häufiger krank seien als andere Berufsgruppen im Landesdienst, lässt sich also mit dieser Statistik widerlegen. Gleichwohl klingt ein Krankenstand von 15,6 Tagen hoch. Niels Hillmer, Abteilungsleiter im Innenministerium, widersprach aber der Vermutung, der Krankenstand im Landesdienst sei generell hoch. Ein Vergleich mit der Privatwirtschaft lasse sich schlecht ziehen, da die Krankenkassen die Fehlzeiten von Beschäftigten bis zu drei Tagen gar nicht erfassen würden. Pistorius betonte, es müsse aber das Ziel sein, den Krankenstand im öffentlichen Dienst zu senken. So habe man beispielsweise das Angebot an psychosozialer Beratung verstärkt.