Jörn Domeier, SPD-Landtagsabgeordneter aus Helmstedt, hat sich auf eine ungewöhnliche Reise begeben. Im Januar und Juli ist der Agrarpolitiker gemeinsam mit seinen Mitarbeitern in die knapp 1200 Kilometer entfernte Hafenstadt Raša in Kroatien gefahren und hat sich dabei jene Verkehrsrouten angesehen, die auch Lebendtiertransporte von Niedersachsen aus nehmen würden. Diese Reise filmte er und veröffentlichte nun ein kommentiertes Video im Internet.

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Seit mehr als einem Jahr stehen die Langstrecken-Transporte von lebenden Tieren ins Nicht-EU-Ausland in der öffentlichen Kritik. Von Tierschützern wurde bemängelt, dass auf vielen Routen nicht ausreichend Versorgungsstellen vorhanden seien, an denen die Tiere den Lastwagen einmal verlassen können, um sich etwas zu bewegen sowie Futter und Wasser zu sich zu nehmen. Dabei ist es die Aufgabe der kommunalen Veterinärämter, die Einhaltung der europäischen Tierwohlstandards bis zur Endstation des Transportes sicherzustellen.

Routen können nicht verlässlich eingeschätzt werden

Domeier führt in seinem Video aus, dass immer wieder Veterinäre aus Niedersachsen die Genehmigung für solche Transporte verweigerten. Er kritisiert aber auch, dass beispielsweise im Emsland häufig eben doch noch Zertifikate ausgestellt würden, die Tiertransporte in weit entlegene Regionen wie die Türkei, Ägypten, Libyen, Tunesien und Usbekistan genehmigen – obwohl die genauen Bedingungen auf den gewählten Routen gar nicht verlässlich eingeschätzt werden könnten. Mit seiner „Recherchereise“ wollte sich Domeier nun selbst ein Bild von den Bedingungen vor Ort machen.


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In seinem Video kommentiert der SPD-Politiker beim Anblick des Versorgungszentrums am Hafen von Raša, dass es gut sei, dass es dort überhaupt eine solche Anlage gebe. Die Russische Föderation etwa habe der EU vor einigen Monaten gemeldet, dass sie genau diese Versorgung auf zahlreichen Routen gar nicht gewährleisten könne. Viele der Schiffe, die in Raša anlegten, um Rinder über das Mittelmeer zu bringen, seien 60 Jahre und älter und erhielten gar keine Zulassung mehr für den Transport von „hochwertigen Gütern“, berichtet Domeier in seinem Video.

Als „hochwertige Güter“ seien Tiere aber auch nicht eingruppiert. Der Agrarpolitiker endet mit dem Appell: „Wir müssen den Stopp von langen Tiertransporten in Nicht-EU-Länder endlich durchbringen. Wir müssen lange Tiertransporte endlich unterbinden, weil es kein Tier verdient hat, auf seiner Reise eine Tortur zu erleben.“ Nach der Sommerpause wollen SPD und CDU dazu einen gemeinsamen Antrag in die parlamentarische Beratung einbringen.

Otte-Kinast untersagt Langstrecken-Nutztiertransporte in Drittländer

Am Donnerstagnachmittag vermeldete das niedersächsische Agrarministerium, dass bis auf Weiteres Langstrecken-Tiertransporte in Drittländer verboten sind. Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) begründet diesen Schritt damit, dass „angesichts Corona-bedingter, schwer abschätzbarer Einschränkungen an Häfen, Grenzübergängen wie auch in Drittländern selbst“ rechtskonforme Transporte in Drittländer nicht sichergestellt werden könnten.