Digitalisierung: Wirtschaftsminister Lies will einen politischen Rahmen setzen
Die Politik muss laut Wirtschaftsminister Olaf Lies beim Thema Digitalisierung früh in eine Verantwortungsrolle kommen. Das sagte Lies bei der Vorstellung einer Studie zur Digitalisierung in der Dienstleistungsbranche, die die Gewerkschaft Verdi und die Friedrich-Ebert-Stiftung in Auftrag gegeben hatten. „Der Dienstleistungsbereich spiegelt einen großen Teil des Lebensalltags vieler Menschen wieder. Auch dort gibt es einen intensiven Prozess der Digitalisierung“, sagte Lies. Die Politik könne den Rahmen gestalten. Entscheidend sei aber eine starke Sozialpartnerschaft. Nur so ließen sich Chancen nutzen und Risiken eindämmen. Für die Arbeitnehmer gehe es um den schmalen Grat zwischen den positiven Auswirkungen und einer zu hohen Belastung. Für die Politik stellte Lies fest: „Wir wollen nichts verhindern, aber wir wollen auch nicht dafür sorgen, dass grenzenlos alles möglich ist.“
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Verdi-Landesleiter Detlef Ahting hob unter anderem die Bedeutung des lebenslangen Lernens hervor. „Bildung, Bildung, Bildung ist einer der Schlüsselpunkte. Hier können Politik und Unternehmen gar nicht genug tun.“ Für die Studie seien relevante Bereiche für den Dienstleistungsbereich ausgewählt worden, sagte Arno Brandt, Leiter des Cima-Instituts in Hannover, das das Gutachten erstellt hat. Es gehe oftmals nicht nur um die neuen Herausforderungen für Arbeitnehmer durch komplexere Tätigkeiten. „Auch Organisations- und Führungskulturen müssen sich verändern und damit auch die Kompetenz des Managements“, sagte Brandt.
In der Studie waren sechs Branchen genauer untersucht worden, darunter die Bereiche Medien, Verkehr, Handel und Logistik sowie der öffentliche Dienst. Für die Mitarbeiter in der Verwaltung sehen die Autoren sowohl Chancen als auch Risiken. So könnten die Arbeitsplätze durch eine stärkere Flexibilisierung attraktiver werden. Dies verschaffe der Verwaltung auch einen Vorteil im Wettbewerb um Fachkräfte. Auf der anderen Seite dürfe aber eine „zunehmende zeitliche und räumliche Entgrenzung von Verwaltungsarbeit zu keiner Selbstausbeutung und Überlastung der Bediensteten“ führen. Aufgrund der hoheitlichen Aufgaben der öffentlichen Verwaltung müssten besondere Sicherheitsstandards beachtet werden.