Das Bundeslandwirtschaftsministerium richtet 14 sogenannte Experimentierfelder zur Erforschung der digitalen Landwirtschaft ein. Nach Informationen des Politikjournal Rundblick erhalten wohl auch drei Forschungsprojekte aus Niedersachsen den Zuschlag. Damit wäre Niedersachsen überdurchschnittlich gut an dieser Förderinitiative des Agrarministeriums von Julia Klöckner (CDU) beteiligt. Offizielle Förderbescheide sind zwar bislang noch nicht eingegangen, auch bestätigen weder das Bundes-, noch das Landesagrarministerium die Förderungen. Vieles spricht aber dafür, dass ein Forschungskonglomerat im Raum Osnabrück, ein Zusammenschluss unter Leitung der Landwirtschaftskammer sowie die Uni Göttingen vom Bundeslandwirtschaftsministerium ausgewählt werden.

Voraussichtlich ebenfalls mit von der Partie: Die Universität Vechta – Foto: Universität Vechta/bitters.de

Von den insgesamt 25 eingereichten Projektskizzen seien 14 förderungswürdig gewesen, erklärte das Bundesministerium vergangene Woche im Zuge der Ausstellung der ersten Förderbescheide. Die ersten beiden Experimentierfelder des Bundeslandwirtschaftsministerium haben zum 1. September in Sachsen ihre Arbeit aufgenommen. Im Projekt der TU Dresden soll ein großflächiges 5G-Testfeld eingerichtet werden. Die Wissenschaftler wollen die drahtlose Datenübertragung sowie die Vernetzung der landwirtschaftlichen Betriebe in einem 5G-Umfeld testen.

An der Uni Leipzig soll erforscht werden, wie digitale Techniken beispielsweise eine optimale Wasser- oder Nährstoffversorgung im Pflanzenbau gewährleisten können. „Die weiteren Projekte werden in den kommenden Wochen und Monaten starten“, erklärte eine Sprecherin des Bundesagrarministeriums auf Rundblick-Anfrage. Auch Niedersachsen werde vertreten sein. Da man sich aber noch in der Antragsstellungsphase befinde, könne man „zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Details zu den Projekten geben.“

Langzeituntersuchungen zur Agrar-Robotik

Bereits im Frühjahr wurden die Antragsteller der förderungswürdigen Projekte aufgefordert, bis zum Sommer ausführliche Projektskizzen einzureichen. In der Wissenschaftsförderung ist es üblich, dass nur dann ein umfangreicher Antrag nachgereicht werden muss, wenn von einer Förderung auszugehen ist – was auf drei Projekte aus Niedersachsen offenbar zutrifft.

Während sich an der Uni Göttingen niemand zu laufenden Bewerbungsverfahren äußern möchte, hofft man etwa beim Forschungsprojekt aus Osnabrück darauf, im Oktober als ein mögliches niedersächsisches Experimentierfeld mit der Arbeit beginnen zu können. In dem Konsortium mit dem Namen „Agrotech Valley Forum“ sind neben dem Landkreis, der Uni und der Hochschule Osnabrück auch noch weitere Forschungseinrichtungen etwa aus Berlin oder Bochum sowie eine Vielzahl von Landtechnik-Herstellern aus der Region beteiligt.

Im Osnabrücker Land haben überdurchschnittlich viele dieser Unternehmen ihren Sitz. Das Ziel dieses Forschungsprojektes sei es unter anderem, die bereits bestehenden Möglichkeiten in der digitalen Landwirtschaft aufzuzeigen, vor allem im Bereich Pflanzenbau. Man wolle deutlich machen, dass auch bei 4G-Standard digitale Anwendungen möglich seien, erklärt Robert Everwand vom Agrotech Valley Forum im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick. Außerdem gehe es darum, sich mit dem veränderten Berufsfeld des Landwirts zu beschäftigen. Etwa mit der Frage, wie der Bauer in der digitalisierten Landwirtschaft arbeiten wird. Zudem sei eine Langzeituntersuchung zur Agrar-Robotik geplant, also zum Einsatz von Roboter-Technik in der Landwirtschaft.

Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat sich als Hauptantragsteller gemeinsam mit anderen Einrichtungen wie dem Thünen-Institut, der Uni Vechta und der Uni Göttingen, der Tierärztlichen Hochschule Hannover oder dem Agrar- und Ernährungsforum aus dem Oldenburger Münsterland beworben. Bei einem positiven Förderbescheid aus Berlin plane man, in Wehnen im Landkreis Ammerland eine Versuchseinrichtung für die Digitalisierung in der Schweinehaltung einzurichten, sagt Barbara Grabkowsky von der Uni Vechta im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick.

An dem sogenannten Tier-Kompetenz-Standort sollen rund um die Uhr Daten vom Schwein erfasst werden können. Mit Biosensoren und Künstlicher Intelligenz wolle man ein Frühwarnsystem für Landwirte entwickeln. Diese sollen so besser erkennen können, ob etwa das Futter umgestellt werden müsste oder ob ein Tier krank wird und womöglich getötet werden muss. „Wir wollen so wegkommen von subjektiven Einschätzungen des Landwirts, hin zu objektiveren Beurteilungen“, sagt Grabkowsky.