Die Niedersächsin der Woche…
…ist nach Auffassung von CDU-Politikern „auffällig unauffällig“. Sie arbeitet in einer großen Verwaltung, gilt als sachlich und Gegnerin spektakulärer Auftritte – und sie rutscht nun wegen der widrigen Umstände in eine Führungsrolle, vorübergehend jedenfalls. Unsere Niedersächsin der Woche ist 58 Jahre alt und muss nun die Scherben zusammenkehren, die eine mittelgroße Affäre hinterlassen hat.Die Niedersächsin der Woche heißt…
…Sabine Tegtmeyer-Dette, ist 58 Jahre alt und seit bald sechs Jahren Erste Stadträtin in Hannover, der Landeshauptstadt. Sie ist damit formell die erste Person hinter dem Verwaltungschef, Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD). Wenn Schostok nun wie angekündigt Mitte Mai mit Zustimmung des Rates seinen vorzeitigen Ruhestand beantragt und wenige Wochen später tatsächlich aus dem Dienst der Stadt ausscheiden sollte, fällt Tegtmeyer-Dette formal die Leitung der Stadtverwaltung zu.
Bei repräsentativen Terminen wird Schostok vom ehrenamtlichen Bürgermeister Thomas Hermann vertreten, der Sozialdemokrat ist im Hauptberuf Beschäftigter der Landesregierung. Hermann darf sich aber nicht in die eigentliche Verwaltungsarbeit einmischen, die Führung dieser Geschäfte liegt künftig dann in den Händen von Tegtmeyer-Dette – und das könnte einige Monate lang so sein. Sollte der neue Oberbürgermeister tatsächlich erst Mitte November gewählt werden, wäre eine Amtsübergabe erst kurz vor Jahresende möglich. Das hieße: Ein gutes halbes Jahr lang müsste die Dezernentin für Wirtschaft und Umwelt, die den Grünen angehört, den Rathausbetrieb mit 11.000 Beschäftigten führen. Sie dürfte das wie bisher ohne großes öffentliches Getöse tun.
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Für die den Grünen angehörende Politologin rät es sich auch, alle wichtigen Entscheidungen in enger Abstimmung zumindest mit den großen Fraktionen im Rat zu treffen. Sie kann sich zudem auch auf die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP stützen, denn alle Fraktionen hatten nach Schostoks angekündigten Abgang angekündigt, dass sie trotz des Wirbels um den Oberbürgermeister und trotz des aufkeimenden Wahlkampfs um seine Nachfolge an ihrer Kooperation in der Stadtvertretung festhalten wollen.
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Tegtmeyer-Dette wurde 1961 in Stade geboren, nach dem Abitur begann sie ein Studium von Politik und Germanistik in Hannover und legte ihre Magisterprüfung mit einer Arbeit über das „Erzählen im Alltag“ ab. Anfang der neunziger Jahre bildete sie sich and er Leibniz-Akademie zur Diplom-Verwaltungsbetriebsrätin fort. Parallel war die Kommunalpolitik für die Grünen im Stadtbezirksrat Ricklingen. Dann folgte ein Berufsweg in administrativen Tätigkeiten: Mitarbeit in der Landesgeschäftsstelle der Grünen, Leiterin der zentralen Steuerung in der Region Hannover von 1995 bis 2005, Prokuristin und kaufmännische Leiterin der Hannoverschen Verkehrsbetriebe von 2005 bis 2013 und seitdem die Nummer zwei in der Stadtverwaltung. Als sie in den hauptamtlichen Bereich im Rathaus einstieg und ihre ehrenamtlichen Mandate in Hannover-Ricklingen abgab, rückte dort ihr Mann nach, Michael Dette.
Nun hat Tegtmeyer-Dette noch nicht bewiesen, dass sie eine Verwaltung gut führen kann. Allerdings: Die Situation ist für sie nicht ganz neu, denn schon nach dem Ausscheiden von Stephan Weil nach der Landtagswahl 2013 musste sie eine Vakanz überbrücken, die bis zur Wahl von Schostok im Herbst des Jahres dauerte. Ganz neu ist die Lage für sie also nicht, und als Pragmatikerin hat sie hinlänglich Eindruck hinterlassen, als es etwa um die Ansiedlung der höchst umstrittenen Tierversuchsanstalt in Hannover-Kirchrode ging. Die Krone, die ihr nun vom Politikjournal Rundblick verliehen wird, ist mit Vorschusslorbeeren bestückt: Wir gehen mal davon aus, dass sie die Übergangszeit gut meistern wird. Glückwunsch von der Redaktion!