Die Niedersächsin der Woche…
…wird diesmal nicht nur im Rundblick gekrönt, sondern in vielen Medien bundesweit. Es ist eine junge Frau, die sich in besonderer Weise für die Flüchtlingshilfe engagiert hat – und dabei in Konflikt mit mächtigen Politikern geriet. Die Niedersächsin der Woche heißt…
…Carola Rackete, ist 31 Jahre alt und von Beruf Kapitänin.
Als Kommandantin der Sea-Watch 3 rettete sie am 12. Juni gut 40 Flüchtlinge im Mittelmeer, zwei Wochen später steuerte sie Lampedusa an und brachte die Menschen dort in Sicherheit. Das tat sie, obwohl die italienischen Behörden ihr das untersagt hatten. Der mutige Einsatz der jungen Frau, die in Niedersachsen aufgewachsen ist, der ein weltweites Medienecho ausgelöst hat, verdient eine Anerkennung – und auch den Titel „Niedersächsin der Woche“ des Politikjournals Rundblick.
Rackete ist in Hambühren (Kreis Celle) aufgewachsen, hat hier Abitur gemacht und dann an der Jade-Hochschule in Elsfleth (Kreis Wesermarsch) Nautik studiert. Sie spricht mehrere Sprachen und ist seit drei Jahren als Seenotretterin aktiv, seit einem Jahr arbeitet sie auch als Kapitänin. In Lampedusa wurde die junge Frau nach der Ankunft unter Hausarrest gestellt, vor allem der italienische Innenminister Matteo Salvini, der ihr vorher die Ankunft in dem Hafen verweigert hatte, geriet mit der Kapitänin in Konflikt. Salvini hatte eine harte Bestrafung gefordert, die es dann aber doch nicht gegeben hatte. Nach einem Tag wurde der Hausarrest beendet, Rackete kann sich seither wieder frei bewegen. Das von der italienischen Staatsanwaltschaft eingeleitete Ermittlungsverfahren blieb bisher zwar faktisch ohne Konsequenzen, ist aber noch nicht eingestellt.
In großen Teilen der medialen Berichterstattung – nicht nur in Deutschland – wird die junge Frau wie eine Heldin verehrt. Sie habe ganz praktisch geholfen, Menschen in Sicherheit zu bringen, dabei habe sie keinen Konflikt mit der für seine harte und unerbittliche Linie bekannten Salvini gescheut.
Ihr Vorgehen ist nicht unproblematisch
Die Kritiker der jungen Frau erkennen zwar ihren humanitären Einsatz und ihren Mut zur Auseinandersetzung an, fügen aber hinzu, mit dem Vorgehen schaffe sie einen weiteren Anreiz für Menschen, die Flucht über das Mittelmeer zu wagen. Tatsächlich wird eine neue Strategie von gewerbsmäßigen Schlepperorganisationen beobachtet, die jene Flüchtlinge, denen sie zuvor hohe Summen abgeknöpft haben, in einfache Schlauchboote setzen – in der sicheren Erwartung, es würde schon private Retter (wie Rackete) geben, die den Menschen dann zur Hilfe kommen. So, sagen die Kritiker, könne eine dauerhafte und effektive Lösung für das Thema Flüchtlingsströme jedenfalls nicht aussehen.
Die Rundblick-Redaktion würdigt den Mut der jungen Frau – bei allem Respekt für die Argumente derer, die ihr Vorgehen moralisch und rechtlich für nicht unproblematisch halten. Glückwunsch zur Auszeichnung!