…zählt schon seit mehreren Jahren zur Führungsriege der Landespolitiker in Niedersachsen, hat sich aber bisher nie in den Vordergrund gedrängt. Ihre Hauptaufgabe ist es seit langer Zeit, die Reihen geschlossen zu halten und die wichtigen politischen Entscheidungen so zu steuern, dass am Ende eine tragfähige Mehrheit herauskommt. Jetzt zeigte die Politikerin aber in einer Parlamentsdebatte, wofür ihr Herz schlägt. In einem wichtigen Thema bezog sie klar Position – und bot den anderen Gruppierungen im Landtag dabei ihre Zusammenarbeit an. Die Niedersächsin der Woche heißt…

…Johanne Modder, kommt aus dem ostfriesischen Bunde (Kreis Leer) und führt seit sechs Jahren die SPD-Landtagsfraktion.

In der vergangenen Landtagswoche trat sie mit einem Herzensanliegen an das Mikrophon – die Stärkung der Rolle der Frauen in der Politik. Modder, gelernte Verwaltungsangestellte, ist eigentlich durch und durch Pragmatikerin. Manche hatten ihr in der Vergangenheit vorgehalten, vielleicht zu sehr mit der Umsetzung politischer Ideen in praktische Politik beschäftigt zu sein und sich deshalb zu wenig auf die Ideen selbst zu konzentrieren. Wie voreilig und ungerecht dieses Urteil ist, zeigt der aktuelle Fall. Als sie ihre Rede in der „aktuellen Stunde“ hielt, merkte man ihr an, wie sehr sie das Ziel einer stärkeren Repräsentanz der Frauen in den Parlamenten und Kommunalvertretungen beschäftigt.

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Und dann sagte sie diesen Satz, der aufhorchen lässt:  „Ganz ehrlich: Ich habe auch keine Lust mehr, noch weitere zig Jahre darauf zu warten oder vertröstet zu werden, dass sich eventuell auf freiwilliger Basis etwas zu Gunsten der Frauen entwickelt.“ Daraus spricht Ungeduld. Weil aber auf der anderen Seite niemand besser als Modder weiß, wie langwierig, nervenaufreibend und mit Widerständen behaftet eine Reform von Wahlrechtsregeln und Wahlkreiszuschnitten ist, dürfte sie in einigen Monaten auch nicht frustriert resignieren.

Modder kennt das Geschäft, weiß um die Zähigkeit und kann genau einschätzen, wie hartnäckig man vorgehen muss. Mit anderen Worten: Wenn eine Frau es schaffen kann, bei den Wahlrechtsvorschriften in Niedersachsen wenigstens im Ansatz etwas zu bewegen und zu verändern zugunsten von mehr weiblicher Repräsentanz im Parlament, dann eine wie Modder.

Sie ist klug genug, den Wert der Geschlossenheit zu erkennen. Und sie bleibt bescheiden.

Modder ist die mächtigste Frau in der niedersächsischen SPD – noch vor den Ministerinnen Birgit Honé und Carola Reimann, auch noch vor Landtagspräsidentin Gabriele Andretta. Gern wird sie unterschätzt, das stört sie nicht. Sie ist klug genug, den Wert der Geschlossenheit zu erkennen. Und sie bleibt bescheiden. Kein Chef einer Regierungsfraktion kann öffentlich dem Ministerpräsidenten, der ein Parteifreund ist, widersprechen. Das würde Konflikte heraufbeschwören und Zweifel an der politischen Linie wecken. Daher sind keine Äußerungen von Modder bekannt, die von denen Stephan Weils abweichen.

Umgekehrt hatte es Modder bisher nie nötig, sich mit politischen Initiativen zu schmücken, die Weil öffentlich vertreten hat, die aber vorher mindestens zwischen ihm und ihr abgestimmt wurden. Modder hat derweil zu ihrer sehr persönlichen Aufgabe eine Erfolgsbilanz vorzuweisen: Sowohl in der rot-grünen Zeit zwischen 2013 und 2017, als auch in der Großen Koalition seit bald anderthalb Jahren wirkte die SPD-Landtagsfraktion kein einziges Mal zerstritten, in Lager gespalten oder desorientiert. Eine ziemlich große Einigkeit wurde gesichert, manchmal vielleicht um den Preis, nach außen nicht sonderlich innovativ, kreativ und vorwärtstreibend zu wirken.


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Doch die SPD-Fraktionschefin genießt als Mensch im Landtag ein hohes Ansehen, gilt als gradlinig, zielstrebig und direkt. Sie meidet es, um den heißen Brei zu reden oder Vorgänge, über die sie sich ärgert, zu beschönigen. Das gilt für sie, die nicht zum linken Flügel der Partei gerechnet wird, auch mit Bezug auf die bundesweiten Zustände in der SPD. Eines der besonderen Themen für sie ist zudem die Schwierigkeit, auf die viele Frauen heute noch stoßen, wenn sie in der Politik etwas bewegen wollen und von männlichen Seilschaften daran gehindert werden. Dies aufzubrechen, hat sich die SPD-Frau nun zum eigenen Anliegen gemacht. Man wird sehen, wie weit sie damit in den nächsten Monaten kommen wird.

Glückwunsch von der Rundblick-Redaktion zur „Niedersächsin der Woche“!