Der Politiker der Woche ist…
…Björn Försterling, FDP-Landtagsabgeordneter aus Wolfenbüttel.
Dass Björn Försterling im Landtag zu den besten Rednern gehört, ist schon lange bekannt. Er versteht es, in einer Debatte mit (echter oder gespielter) Empörung und Zuspitzung, mit Witz und Ironie Aufmerksamkeit zu finden. Manchmal überdreht er es auch, dann spotten die Gegner über einen Politiker, der angeblich unseriös sei und die Fakten verdrehe. Am vergangenen Donnerstag aber hat der 35-Jährige dem ganzen Landtag vor Augen geführt, was „rhetorische Qualität“ wirklich heißt.
In der Diskussion um eine von der AfD beantragte Aussprache über die angebliche „Erdoganisierung Niedersachsens“ zog Försterling nicht nur alle Register der Redekunst – Betonungen, Wechsel von lauten und leiseren Passagen, schnellerem und langsamerem Redefluss und Kunstpausen. Er zeigte überdies, dass er sich im Vorfeld sehr gut mit dem von der AfD vorbereiteten Thema auseinandergesetzt hatte. Die AfD trug kritisch vor, dass ein früherer SPD-Landtagsabgeordneter (Mustafa Erkan aus Neustadt) jetzt für die türkische AKP und ihren Präsidenten Erdogan Wahlkampf mache, dass in deutschen Moscheen Kinder gezwungen würden, sich wie Soldaten zu verkleiden und frühere Schlachten des Osmanischen Reiches nachzuspielen, dass Erkan als Erdogans Helfer „der wahre Nationalist“ sei.
Redner bekommt tosenden Beifall
Försterling nahm diese Argumentation Stück für Stück auseinander: Wenn die AfD verurteile, dass in deutschen Moscheen für den Syrien-Feldzug geworben werde, dann sei das unverständlich – denn die AfD selber verteidige doch den „illegalen Russlandfeldzug in der Krim“. Wenn in den Moscheen Kinder die Feldzüge des Osmanischen Reiches nachspielten, dann sei das erstaunlich – denn seinerzeit habe das deutsche Kaiserreich die Türken im Kampf gegen die Briten unterstützt, und AfD-Chef Alexander Gauland sage doch immer, man solle stolz sein auf deutsche Soldaten. „Vielleicht macht es doch einen Unterschied, ob die für Kaiser Wilhelm II. oder für Adolf Hitler gekämpft haben, ich weiß es nicht.“
Schließlich sagte Försterling, dass die „Erdoganisierung“ doch nur drohe, wenn Erkan nicht ins türkische Parlament gewählt werde und nach Niedersachsen zurückkehre, wie er es für diesen Fall angekündigt habe. Also müsse die AfD „jetzt noch mal richtig Wahlkampf machen für die AKP, um die ,Erdoganisierung‘ Niedersachsens zu verhindern“. Tosender Beifall belohnte Försterling, der witzig und argumentativ die Positionen der AfD widerlegte, statt sich – wie es viele andere Redner machen – damit gar nicht auseinanderzusetzen und die AfD pauschal zu beschimpfen oder mit dem Rechtsextremismusvorwurf zu konfrontieren. Damit verhielt sich der junge FDP-Mann vorbildlich, zeigte den Parlamentariern, wie man mit einer guten Rede ein positives Beispiel setzen kann.
Und er zeigte, wie man sich mit der AfD auch beschäftigen kann, ohne sie zu ignorieren oder zu verunglimpfen – indem man einfach ihre Argumente analysiert. Försterling ist damit völlig außer Konkurrenz der Politiker dieser Woche, ein Parlamentarier im wahrsten Sinne des Wortes. Herzlichen Glückwunsch!