Der Politiker der Woche…
…war in dieser Woche als Gastgeber einer landesweiten Tagung gefordert. Wieder einmal bewies er, dass Grußworte nicht langweilig oder inhaltsleer sein müssen, sondern politisches Gewicht haben können. Es ging um die Bildungspolitik, und er zeigte mit seinem Beitrag durchaus Kenntnisreichtum, als Vater von vier Töchtern ist das eigentlich auch kein Wunder. Zum „Politiker der Woche“ wird unser Kandidat gewählt, weil er eine wichtige Aufgabe der Politik, die Repräsentation, hervorragende beherrscht. Dieser Mann weiß, wie man sich positiv im Gespräch hält – und das ist schon mal was. Der Politiker der Woche ist…
…Oliver Junk, gehört der CDU an, ist 42 Jahre alt und arbeitet seit 2011 als Oberbürgermeister der Stadt Goslar.
Der Mann ist in der Politik schon so etwas wie ein Einzelkämpfer. Nicht, dass er es nicht schaffen könnte, seinen Rat und die wichtigen kommunalpolitischen Figuren der Stadt auf seine Seite zu bekommen. Aber Oliver Junk, der vor sieben Jahren überraschend auf die politische Bühne in Niedersachsen kam und damals noch ein CSU-Parteibuch hatte, ist in seiner heutigen Partei, der Niedersachsen-CDU, nie richtig angekommen. Zeitweilig gehörte er überregionalen Parteivorständen an, aber die Zahl seiner Kritiker war stets größer als die seiner Anhänger. Man hält ihm mangelnde Teamfähigkeit und fehlende Nachhaltigkeit vor, kurzum, manche halten Junk für einen Schaumschläger.
Sie sind wie ich Volljurist. Sie können einfach alles.
Oliver Junk über die Qualifikation von Grant Hendrik Tonne für das Amt des Kultusministers
Doch in diesen Vorwürfen steckt auch eine Menge Ungerechtigkeit, denn natürlich ist Politik das Bohren dicker Bretter, wie einst Max Weber gesagt hat, und für dieses Bohren sind mehrere nötig, ein einzelner kann es nicht. Nun gibt es in der Politik mehrere Rollen, und eine besteht darin, früh und drastisch auf Probleme aufmerksam zu machen, heiklen Konflikten nicht aus dem Weg zu gehen, neue Debatten anzustoßen und Schwachstellen zu offenbaren. Das beherrscht Junk gut.
Als sich in seiner Stadtkasse ein großes Loch auftat, ließ er jede zweite Straßenlaterne abschalten – das löste riesigen Protest aus und verdeutlichte überregional die kommunalen Finanzprobleme. Als ehrgeizige Tourismusprojekte an den Eifersüchteleien der Harzstädte zu scheitern drohten, schwärmte Junk von einem länderübergreifenden „Großkreis Harz“ und zeigte damit, wie engstirnig und kleingeistig politische Debatten in den viel zu eng geschnittenen kommunalen Grenzen manchmal laufen. Als er die viel zu holprige Außendarstellung der Harz-Region beklagte und eine Tourismusabgabe für diesen Zweck vorschlug, erntete er heftige Gegenwehr und zeigte damit aber auch, dass er kein Populist ist und auch unangenehme Themen anspricht.
Modern, zukunftsoffen und optimistisch
Schon 2014, vor den großen Flüchtlingsströmen, warb Junk für eine neue Willkommenskultur und dafür, gerade in die verlassenen Harzdörfer mehr Zuwanderer zu holen und sie dort heimisch werden zu lassen. Sogar britische Zeitungen berichteten darüber. Viele Initiativen, wenig ernsthafte Verfolgung von Zielen? Junks Kritiker sehen seine Rolle skeptisch, so richtig getragen scheint er nicht zu werden von seiner Partei, der CDU, in der er ausdrücklich (trotz Vergangenheit in der bayerischen CSU, er war fast zehn Jahre ehrenamtlicher Stadtrat in Bayreuth) den linken Flügel vertritt. Aber Junk ist redegewandt, arbeitet mit neuen Medien, wirkt modern, zukunftsoffen und optimistisch – fast ein wenig so wie Robert Habeck von den Grünen.
Und Wahlen gewinnen kann er auch. Junk trieb die Fusion von Goslar mit dem benachbarten Vienenburg voran, bei der dann nötigen Neuwahl des Oberbürgermeisters im September 2013 holt er 93,7 Prozent. Das macht ihm so schnell keiner nach.
In dieser Woche nun tagte der Philologenverband in Goslar, und Junk hielt ein einfühlsames, kenntnisreiches Grußwort, das zeigte, wie ernst er die Inhalte der bildungspolitischen Debatten nimmt. Junk stellte die Frage, ob der ehemalige Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion, Grant Hendrik Tonne, für das Amt des Kultusministers überhaupt qualifiziert sei und beantworte sie gleich selbst: „Sie sind wie ich Volljurist. Sie können einfach alles. “
Dem Alleskönner aus Goslar gebührt in dieser Woche der Titel des „Politikers der Woche“. Glückwunsch vom Rundblick dazu!