Der Politiker der Woche…
…ist in dieser Woche besonders gefragt gewesen – wieder einmal. Nach dem Ende der Sommerferien richten sich alle Blicke auf : Kultusminister Grant Hendrik Tonne.
Wie steht es mit der Unterrichtsversorgung? Müssen Lehrer ihren angestammten Platz verlassen und woanders aushelfen? Gibt es genügend Nachwuchskräfte? Und was ist mit der seit langem vorgetragenen Forderung der Gewerkschaften, endlich die Besoldung zu erhöhen, damit Niedersachsen im Wettstreit der Länder mithalten kann? Auf die meisten dieser Fragen hat der SPD-Politiker Tonne Antworten, die seine Kritiker – insbesondere bei den Gewerkschaften und Verbänden der Lehrer – keineswegs zufrieden stellen. Die Vorwürfe, die der Minister aushalten muss, sind denn auch stark. Und auch in der Großen Koalition hat der Kultusminister, anders als in früheren Bündnissen, keinen politischen Freibrief mehr. Es darf kritisiert werden – zumindest leicht und durchaus auch öffentlich.
Trotzdem hat die Rundblick-Redaktion ihn zum Politiker der Woche gekürt, und das hat einen einfachen Grund: Tonne räumt Probleme offen ein, ist selbst unzufrieden mit den Ergebnissen – und reagiert sachlich-nüchtern auf Vorhaltungen, die ja nicht ihm als Person gelten, sondern seinem Amt. Damit, so meinen viele Beobachter, unterscheide er sich von seiner Vorgängerin Frauke Heiligenstadt, die vor allem deshalb am Ende ihrer Amtszeit so umstritten war, weil sie die scharfe Kritik erkennbar sehr nah an sich herangelassen hatte. Tonne, der nüchterne Jurist, ist da ein ganz anderer Typ.
Tonnes Imagewandel in der Landespolitik
Der 42-jährige Jurist aus der Gemeinde Leese im Kreis Nienburg, der in der Kommunalpolitik stark verankert ist, hat auch einen Imagewandel in der Landespolitik hinter sich. Zu rot-grünen Zeiten war er Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion, musste also im Parlament den „Beißer“ geben und war immer gefordert, wenn es um scharfe Attacken auf die damalige schwarz-gelbe Opposition ging. Bei der Landtagswahl verpasste er den Wiedereinzug ins Parlament, wurde aber Minister – jetzt an der Seite der Christdemokraten, die er vorher im Landtag immer so scharf attackiert hatte.
Wie Christdemokraten berichten, war Tonne ein fairer und kundiger Gesprächspartner in den Koalitionsverhandlungen. Und auch jetzt sei mit Tonne eine gute und vertrauensvolle Kooperation möglich. Der Minister gehört zwar nicht zu denen, die ihr Herz auf der Zunge tragen, man sagt ihm in der Koalition eine gewisse zurückhaltende, abwartende Art nach. Aber sein Ressort, heißt es, habe er ganz gut im Griff. Das soll etwas heißen, gilt das Kultusministerium doch seit Jahrzehnten als „Schlangengrube“, da in vielen Referaten eine ideologische Prägung der Akteure zu spüren sei. Ein Ideologe aber, soviel lässt sich sagen, ist Tonne nun keineswegs. Glückwunsch zur Krone!