…gehört dem Landtag zwar erst seit 2013 an, ist von der beruflichen Herkunft eigentlich auch kein klassischer Politiker. Aber er zählt zu denen im Parlament, die sich immer eine gewisse Unabhängigkeit bewahrt haben. So ließ er sich jüngst auch parteiintern nicht von einer Kandidatur abhalten – und bewirkte damit ein Wunder.

Der Niedersachse der Woche heißt…

Foto: SPD Braunschweig / [M] nkw

…Christos Pantazis, ist 44 Jahre alt und einer der stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion. Außerdem führt er den SPD-Unterbezirk Braunschweig. Der engagierte und in Hannover geborene Sozialdemokrat ist von Haus aus Arzt und hat beim bekannten Hirnforscher Prof. Madjid Samii promoviert. Immer wieder ist Pantazis, dessen Eltern griechische Gastarbeiter waren, im Landtag mit klugen und abwägenden Reden aufgefallen. Ihm, der zuweilen recht schnell sprechen kann, ist die rhetorische Gabe eigen, er kann repräsentieren und darstellen, zwei wichtige Eigenschaften eines Politikers. Gleichzeitig hat er den Ruf eines Machers, der sich kümmert, fleißig ist und auch einen gewissen Ehrgeiz nicht vermissen lässt. In der zurückliegenden Woche hat er damit parteiintern einiges in Bewegung gebracht.

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Zur Vorgeschichte: Der SPD-Bezirk Braunschweig, eine von vier mächtigen SPD-Untergliederungen in Niedersachsen, wird seit zehn Jahren vom heutigen Bundesarbeitsminister Hubertus Heil aus Peine geführt. Heil ist Nachfolger von Sigmar Gabriel, der einst den Bezirksvorsitz innehatte. Davor war es Gerhard Glogowski gewesen. Beide, Gabriel und Glogowski, legten immer Wert auf Stärke und Eigenständigkeit der Braunschweiger, sie ließen das auch jedermann stets erkennen. Unter Heil ist die Braunschweiger SPD umgänglicher geworden, vor allem zur Freude des mächtigsten der vier SPD-Bezirke, nämlich der Hannoveraner. Gab es sonst stets eine Verbündung von Braunschweig und Weser-Ems gegen Hannover (die kleinen Nord-Niedersachsen spielen kaum eine Rolle), so wird die Landespolitik in Niedersachsen derzeit von einem Pakt zwischen Hannover und Weser-Ems geprägt – ausgedrückt in den Personen des aus der Landeshauptstadt kommenden Ministerpräsidenten Stephan Weil und der SPD-Landtagsfraktionsvorsitzenden Johanne Modder, die als Ostfriesin auch Vorsitzende des SPD-Bezirks Weser-Ems ist. Heil hat sich in diese Machtachse bisher eingefügt. Kritiker meinen, die Braunschweiger SPD sei unter Heil ein wenig still geworden und wirke angepasst.


Lesen Sie hier die Chronologie der Ereignisse:

Heil sorgt für Unmut in eigener Partei

Pantazis und Mohrs gehen in die Kampfabstimmung

Hubertus Heil kandidiert doch


Vor wenigen Wochen nun verkündete Heil ganz überraschend, beim Bezirksparteitag am 27. April in Wolfenbüttel nicht mehr als Bezirksvorsitzender antreten zu wollen. Gleichzeitig präsentierte er einen Nachfolger, der prompt in der Sitzung auch nominiert wurde, nämlich den erst 34 Jahre alten Bundestagsabgeordneten Falko Mohrs, der seit Herbst 2017 im Berliner Parlament sitzt und der Sohn des Wolfsburger Oberbürgermeisters Klaus Mohrs ist.

Nicht nur Pantazis, auch andere engagierte SPD-Politiker aus dem Bezirk Braunschweig reagierten völlig überrascht und verärgert, als Heil seinen Rückzug und die gleichzeitige Kür des Wunsch-Nachfolgers Anfang April in der „Braunschweiger Zeitung“ verkündete. Die Kritiker, allen voran Pantazis, beließen es nicht bei stillem Unmut. Sie schmiedeten einen Plan, Pantazis fand sich zur Gegenkandidatur gegen Mohrs bereit. Das wiederum löste offenbar in der SPD-Spitze Alarmstimmung aus, denn einen offen ausgetragenen Machtkampf scheut die Parteispitze wie der Teufel das Weihwasser. Also wurde Heil bekniet – und zog seine Rückzugsbereitschaft zurück. Der Verzicht auf den Verzicht führt dazu, dass Heil weitere zwei Jahre SPD-Bezirkschef bleibt, gestern ist er wiedergewählt worden. Pantazis und Mohrs sind beide Stellvertreter – und damit ist die Entscheidung über die Nachfolge vertagt. Ob die Lösung klug ist und die SPD nach vorn bringt, ist eine berechtigte Frage. Pantazis jedenfalls erhält von der Rundblick-Redaktion die Krone als Niedersachse der Woche – weil er es mit Beharrlichkeit und Klarheit geschafft hat, seine eigene Partei aufzuwirbeln und einen im kleinen Kreis ausgetüftelten Plan zum Kippen zu bringen. Glückwunsch von der Rundblick-Redaktion!