Der Niedersachse der Woche…
…ist ein Wissenschaftler, noch dazu kommunalpolitisch aktiv. Er hatte in der zurückliegenden Woche einen großen Auftritt im deutschen Fernsehen, das „Heute-Journal“ des ZDF bat ihn zum Interview. Anlass waren seine Thesen, mit denen er eine Verhaltensänderung der Menschen erreichen will. Der Niedersachse der Woche heißt…
…Michael Kopatz, ist 48 Jahre alt und wohnt in Osnabrück.
Dort wirkt er seit 2016 für die Grünen im Rat der Stadt Osnabrück mit. Bekannt ist Kopatz als Buchautor und Umweltwissenschaftler, er arbeitet als Dozent und Projektleiter im Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie. Sein Buch „Ökoroutine“ und das neue Werk „Schluss mit Ökomoral“ setzen genau an dem Punkt an, der derzeit in der Diskussion über Ökologie und Klimapolitik so viele Leute aufregt: Alle reden vom Schutz des Klimas – aber im Zweifel lässt niemand gern sein Auto stehen oder verzichtet auf seine Flugreise.
Ausweitung von Luxus verhindern, ohne den Lebensstandard zu senken
Kopatz stellt an Beispielen dar, dass man Alternativen anbieten müsse. Man müsse sich mit ökologischem Verhalten gut fühlen, man dürfe auch nicht den Eindruck haben, damit ganz allein zu stehen. Wenn viele mitmachen und die Bedingungen so sind, dass man Freude an einem bescheideneren Verhalten hat, dann falle es leichter und könne gelingen. So predigt Kopatz zwar keinen Verzicht, also eine Absenkung des Lebensstandards. Aber er möchte eine Ausweitung von Luxus und Ressourcenverbrauch verhindern. Wenn man auf neue Straßen verzichtet, so meint er, führe das nicht nur zu weniger Verkehr und weniger Umweltbelastung, sondern auch zu einer wünschenswerten Entschleunigung – es habe also auch eine psychologisch positive Folgewirkung.
Die Investitionen in die Bahn zu verstärken, sorge so auch dafür, dass Menschen entspannter an ihr Ziel kommen – denn sie müssten nicht gestresst sein (vorausgesetzt, die Züge kommen relativ pünktlich und bieten ein Mindestmaß an Komfort). Kopatz predigt hier nicht die Askese, also die Enthaltsamkeit, sondern nur die Selbstbeschränkung – nämlich den Verzicht auf ein Wachstum an mehr schnellen Verkehrsmitteln, an noch weiteren Reisezielen und noch mehr Mobilität.
Großer Auftritt im ZDF
In der vergangenen Woche hatte der Wissenschaftler aus Osnabrück einen großen Auftritt. Das „Heute-Journal“ im ZDF hatte ihn als Interviewpartner geladen – vor allem wohl, weil er den heiklen Punkt der gegenwärtigen Debatte um den Klimaschutz in seinen Büchern berührt, nämlich die Frage, wie die moralischen Ansprüche zum praktischen Verhalten der Menschen passen. Später erklärte Kopatz in einem Zeitungsgespräch, dass er schon „ein wenig Angst“ gehabt habe, da er im ZDF um 21.50 Uhr vor einem Millionenpublikum auftreten musste – und noch dazu vom erfahrenen Moderator Claus Kleber befragt wurde, der für seine investigative Art durchaus bekannt ist. Aber es klappte.
Kleber bedankte sich bei Kopatz, dass er mit Bahn und Klapprad in das Studio in Hannover am Maschsee gefahren ist, also höchst klimabewusst. Andernfalls hätte – höchst Klima-belastend – das ZDF einen Übertragungswagen nach Osnabrück schicken müssen. Tatsächlich aber ist Kopatz nicht mit dem Klapprad gefahren. Als er, von Osnabrück kommend, am Bahnhof Hannover eintraf, regnete es so stark, dass der Wissenschaftler doch ein Taxi bestellte, wie er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ gestand. Immerhin – zumindest die Bahnfahrt war ein höchst vorbildliches Verhalten. Von der Politikredaktion Rundblick bekommt Kopatz dafür den Titel des „Niedersachsen der Woche“. Glückwunsch dazu!