Darum geht es: Im Streit um den Zukunftspakt bei Volkswagen ist ein Treffen zwischen Management und Betriebsrat ergebnislos zu Ende gegangen. Ein Kommentar von Martin Brüning:

Wer viel Ärger mit seinem Wagen hat, der spricht gern von einem „Montagsauto“. Volkswagen wird derzeit zu einem „Montags-Autokonzern“. Die gute Nachricht für die Verbraucher: Das einzige, was in dem Gebilde noch passt, sind die Autos, die vom Band laufen. Drum herum bröckelt es aber gewaltig und es scheint kein Teil mehr so richtig zum anderen zu passen. Der penible Martin Winterkorn hätte angesichts des Spaltmaßes zwischen Management und Betriebsrat vermutlich einen Wutanfall bekommen und das Image des Konzerns droht langfristig Rost anzusetzen.

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Es passt ins Bild, dass das Treffen zwischen Betriebsrat und dem ungeliebten VW-Markenvorstand Herbert Diess gestern ausgerechnet auf einen Montag fiel. Und es wundert ebenso wenig, dass es ohne konkrete Ergebnisse zu Ende ging. Der ehemalige BMW-Manager Diess reibt sich vermutlich immer noch verwundert jeden Morgen die Augen, wo er dort eigentlich gelandet ist. Ihm droht inzwischen dasselbe Schicksal wie dem damaligen VW-Vorstand Wolfgang Bernhardt. Auch er hatte bei Volkswagen schon vor über zehn Jahren Kostenstrukturen kritisiert. Unbequeme Manager mit unbequemen Wahrheiten sind in Wolfsburg aber nicht gerne gesehen. Martin Winterkorn kam – Wolfgang Bernhardt ging. Auch der Dieselskandal scheint nichts an der Tatsache geändert zu haben, dass normale Managementregeln in Wolfsburg keine Gültigkeit haben.

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Der Brief des VW-Konzernchefs Matthias Müller, der gestern seinen Weg in die Öffentlichkeit fand, klingt wie ein Hilferuf aus der Führungsspitze. „Interne Konflikte werden nicht direkt, sondern öffentlich ausgetragen. So entsteht der fatale und falsche Eindruck, dass es bei VW nur noch gegeneinander und nicht miteinander geht“ schrieb Müller. Die Antwort des Konzernbetriebsrates klingt wie Hohn. Er begrüßte, dass Müller die Ansicht des Betriebsrates teile, dass es so nicht weitergehen könne. Derselbe Betriebsrat hatte zuvor dem Management, gemeint war natürlich vornehmlich Herbert Diess, vorgeworfen, eklatant gegen Vereinbarungen des Zukunftspaktes zu verstoßen. Und IG-Metall-Chef und VW-Aufsichtsratsmitglied Jörg Hofmann warf dem Vorstand vor, einen verbindlich geschlossenen Pakt einfach so zu hintergehen. Die Ein- beziehungsweise Vorladung von Diess am gestrigen Montag war die Folge.

Nun heißt es, solche Drohungen seitens des Betriebsrats hätten in Wolfsburg Tradition. Nach dem Dieselskandal, der sich mehr und mehr zu einem Debakel und Managementskandal für diesen wichtigen Arbeitgeber in Niedersachsen entwickelt, sollten sämtliche Traditionen in Wolfsburg aber einmal auf den Prüfstand gestellt werden. Müller appellierte an die Beschäftigten, sich von den aktuellen Konflikten im Unternehmen nicht verunsichern zu lassen. Wer aber sollte nicht verunsichert sein ob der Unwuchten in und zwischen Management und Betriebsrat, wo sich aktuell jeder der Nächste zu sein scheint und Konflikte in aller Öffentlichkeit ausgetragen werden? Zwischen Drohungen, Vorwürfen, durchgesteckten Informationen und Boni-Raffkes könnte man fast vergessen, dass in Wolfsburg noch Autos gebaut werden.

Im Juli 2019 kommt übrigens der Golf der achten Generation. Er wird bis zu 70 Kilogramm leichter, hat einen noch größeren Innenraum und verfügt über eine lernfähige Sprachsteuerung – inklusive Dialekten, wie es heißt. In der Forschungs- und Entwicklungsabteilung bei Volkswagen ist offensichtlich niemals Montag – ihr können dankenswerterweise nicht einmal überforderte Manager und Betriebsräte etwas anhaben

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