Debatte um E-Autos: „Nicht nur an Diamanten kann Blut kleben“
„Der Batteriehunger von E-Autos birgt Gefahren, auf die wir noch keine Antwort haben“, warnt Bernd Lange, hannoverscher SPD-Abgeordneter im europäischen Parlament und Vorsitzender des Handelsausschusses. Er sieht vor allem die Rohstoffgewinnung als großes Problem. So stamme ein Großteil des weltweit geförderten Lithiums aus Chile, Bolivien und Argentinien. „Dessen Förderung ist häufig mit desaströsen Umweltauswirkungen verbunden“, so Lange.
Zudem werde mehr als 50 Prozent des weltweit geförderten Kobalts in Minen in der Demokratischen Republik Kongo zutage gebracht. „Das ist skandalös, denn die Förderung geschieht häufig unter unmenschlichen Bedingungen.“ Nicht nur an Diamanten könne Blut kleben, sondern auch an alltäglichen Produkten wie Batterien, mahnt der Europaabgeordnete. Lange fordert, E-Mobilität mit einer verantwortungsvollen Rohstoffförderung nachhaltig zu gestalten.
Nicht nur an Diamanten kann Blut kleben, sondern auch an alltäglichen Produkten wie Batterien.
Unternehmen müssen ab 2021 nachweisen, dass sie Zinn, Tantal, Wolfram und Gold aus verantwortungsvollen und konfliktfreien Quellen beziehen. Die EU-Kommission behält sich eine Ausweitung der Verordnung vor. Das solle 2023 ausgelotet und überprüft werden, heißt es in einer Antwort der Kommission auf eine Anfrage des EU-Abgeordneten Lange.
Streit unter Auto-Bossen vorerst beigelegt
Eine Diskussion über die Förderbedingungen bei Nichteisenmetallen, die in großer Menge für die Batterien für E-Autos benötigt werden, dürfte Volkswagen-Chef Herbert Diess wenig gelegen kommen. Er setzt für die Zukunft radikal auf E-Autos, während andere Autokonzerne wie BMW und Mercedes technologieoffen bleiben wollen. Diess hatte mit der Forderung, Elektroautos künftig vorrangig zu fördern, für Streit innerhalb der Autoindustrie gesorgt. Inzwischen haben sich die Konzernchefs auf einen Kompromiss verständigt. So sollen der gemeinsamen Haltung nach auch Hybridautos, die an der Steckdose aufgeladen werden können (Plug-in-Hybride) gefördert werden.
Der CO2-Fußabdruck eines E-Fahrzeuges ist allein durch die Produktion des Akkus verheerend.
Vom Siegeszug der E-Autos sind ohnehin viele nicht überzeugt. Jörg Bode, FDP-Fraktionsvize im Landtag, wies am Donnerstag darauf hin, dass von 7000 Dienstfahrzeugen des Landes derzeit gerade einmal 120 für eine Umstellung auf Elektromobilität in Frage kämen. Für ein Flächenland wie Niedersachsen reicht häufig die reale Reichweite der E-Autos nicht aus. Den radikalen Fokus von Volkswagen auf E-Autos hält Bode für riskant.
Auch Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von Niedersachsenmetall, warnt vor eine „Einführung der Elektromobilität mit der Brechstange“. Der CO2-Fußabdruck eines E-Fahrzeuges sei allein durch die Produktion des Akkus verheerend. Umweltfreundlich seien E-Autos erst, wenn keine fossilen Energien mehr für die Produktion der Akkus benötigt würden. Das werde in Deutschland noch Jahrzehnte dauern, in nahezu allen anderen Ländern bleibe es nach derzeitigem Stand eine Utopie.