Debatte um DAB+: Landesmedienanstalt gegen Digitalzwang für Radiohersteller
Der Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, Siegfried Schneider, plädiert dafür, Radiohersteller zu DAB+ zu verpflichten. Schneider unterstützt damit eine Initiative der rheinland-pfälzischen Landesregierung. Ziel ist dabei, dass alle neuen Radiogeräte neben UKW auch das digitale DAB+ empfangen können. Auch die Autohersteller sollten entsprechend verpflichtet werden. Die Abkürzung DAB steht für „Digital Audio Broadcasting“ und ermöglich digitales Radiohören über Antenne. Über ein Display lassen sich Zusatzinformationen wie Musiktitel, Verkehrsinformationen oder der Wetterbericht empfangen.
Die Forderung nach einer Verpflichtung der Industrie stößt bei der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM) auf Zurückhaltung. NLM-Direktor Andreas Fischer befürchtet, dass in so einem Fall bisher erhältliche billige UKW-Geräte durch gesetzliche Vorgaben deutlich teurer würden. „DAB+ -Geräte sind deutlich aufwendiger. Das billige Badezimmerradio würde es dann nicht mehr geben“, sagte Fischer dem Rundblick.
Fischer sieht die Initiative der rheinland-pfälzischen Landesregierung skeptisch. Er glaubt nicht, dass sich die Forderungen durchsetzen lassen, zumal darin auch ein Pflicht-DAB+-Empfang für Smartphones enthalten ist. „Ob diese Forderung Samsung und andere Hersteller beeindruckt und ob diese dann wirklich andere Geräte speziell für den deutschen Markt produzieren, kann man hinterfragen“, so der NLM-Chef. Wenn man DAB+ unter Zwang durchsetzen wolle, so würde das nach Fischers Meinung nur durch eine UKW-Abschaltung gelingen: „Wenn man hier ein klares Datum setzen würde, wüssten alle Käufer von Radios Bescheid.“
Die DAB-Technologie gibt es bereits seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Sie hat sich aber bis heute nicht durchgesetzt. In Niedersachsen lehnen zum Beispiel sämtliche Privatsender eine Beteiligung ab und sind demnach nicht auf DAB+ zu empfangen. Ihr Grund: Zu hohe Kosten, zu wenig Mehrwert.