(rb) Hannover. 1356 oder 2,6 Prozent mehr betriebliche Ausbildungsstellen, 5,5 Prozent weniger Bewerber/innen, zugleich aber knapp acht Prozent mehr unbesetzte Lehrstellen als im vergangenen Jahr meldet die Regionaldirektion der Bundesarbeitsagentur (BA) Niedersachsen-Bremen. Die Landesvertretung der Handwerkskammern freut sich über „stabile Vertragszahlen“ von knapp 15 600, der Industrie- und Handelskammertag über die zu 80 Prozent hoch zufriedenen 30 000 jungen Menschen, die Ende September in diesem Bereich mit einer dualen Ausbildung in Niedersachsen begonnen haben. Der Deutsche Gewerkschaftsbund beklagt, dass noch immer gut 11 400 junge Leute auf Ausbildungsplatzsuche sind und trotz der 45 584 abgeschlossenen Ausbildungsverträge niedersachsenweit knapp 8000 Lehrstellen fehlen und die Landesregierung nicht für eine Ausbildungsgarantie sorgt. Die Bilanz, die Klaus Stietenroth als Chef der BA-Regionaldirektion am Donnerstag, vier Wochen nach Beginn des neuen Ausbildungsjahres, gezogen hat, ist differenziert: Ein Großteil der Betriebe und Ausbildungssuchenden habe zusammengefunden. Dennoch blieben erneut Stellen unbesetzt, einige Jugendliche hätten keinen Platz bekommen. „Wenn wir den kleiner werdenden Schulabgangsjahrgängen, die sich in der gesunkenen Bewerberzahl widerspiegeln, und dem steigenden Fachkräftebedarf wirkungsvoll begegnen wollen, müssen Arbeitgeber sich noch deutlich stärker auch für Bewerber/innen mit Schwächen öffnen“, mahnte Stietenroth. Die Agenturen für Arbeit und die Jobcenter böten Unternehmen und jungen Menschen dazu eine Vielzahl an Förderinstrumenten an. Die Ausbildungssuchenden forderte er auf, flexibler zu sein. Wer seinen Wunschausbildungsplatz in der Region nicht finde, sollte seine Auswahlkriterien erweitern. Oft könnten verwandte Berufe oder die Bereitschaft, an einem anderen Ort zu arbeiten, neue Möglichkeiten eröffnen. Noch sei es nicht zu spät: Die Agenturen vermittelten auch jetzt noch freie Plätze für das gerade begonnene Ausbildungsjahr. Trotz leichter Rückgänge der Ausbildungszahlen ziehen die Handwerkskammern, der Handel und die Industriebetriebe aber eine weitgehend positive Bilanz. Es komme mehr denn je darauf an, die Ausbildung als attraktive Alternative zum Studium darzustellen. Die Unternehmen seien gefordert, die Ausbildung interessant zu gestalten und sich den Bedürfnissen der Jugendlichen anzunehmen. Mit der stärkeren Fokussierung auf die Berufsorientierung sei ein guter Anfang an den allgemeinbildenden Schulen gemacht. Nun müsse das Wissen über die vielfältigen Möglichkeiten vertieft werden, heißt es.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #100.