„Die neue Bundesregierung sollte eine klare Vision davon haben, wie sie die Industrienation und ihre Arbeitsplätze für die kommenden Jahrzehnte rüsten will.“ Das sagt Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Deutschland habe einen größeren Reformbedarf, als es die Wirtschaftsdaten vermuten ließen. Vassiliadis fordert eine Frischzellenkur für den Industriestandort Deutschland.

Es habe sich inzwischen ein Zeitgeist breitgemacht, der Wirtschaft und Industrie pauschal hintertriebene, arrogante Profigier unterstelle. „Die Kampagnen-Maschinen stilisieren Themen zum Glaubenskampf, bei denen es auf eine sachliche, der Komplexität angemessene Diskussion ankäme. Immer nur ganz oder gar nichts, alles oder nichts. Die Welt wird mit jedem Tag komplexer, aber unsere Antworten auf die Herausforderungen werden immer einfacher“, kritisierte der Gewerkschaftsvorsitzende auf der Jahrespressekonferenz.

https://soundcloud.com/user-385595761/gewerkschaftschef-kritisiert-kampagnen-maschinen

Als Beispiel nannte er Proteste von Aktivisten im Hambacher Forst. Sie kämpfen dort gegen Rodungspläne wegen des Braunkohletagebaus. Hier flogen auch schon Steine. „Da gibt es auch eine seltsame Akzeptanz der Öffentlichkeit“, sagt Vassiliadis und beklagt, dass dort bereits auch Gewerkschaftsmitglieder bei den Auseinandersetzungen verletzt worden seien. Aktivisten seien mit Stahlhelm unterwegs. Dahinter gebe es dann „Relativierungsmaschinen“. Manche bezeichneten die Aktionen dann zum Beispiel als nicht legal, aber legitim. „Und das geht bis hin zu den großen Maschinen wie Greenpeace, die ein Hinterland dafür schaffen. Da muss auch in der Politik eine klarere Kante gezogen werden.“

Auch beim Klagerecht müsste Vassiliadis zufolge wieder ein  Mindestmaß an Betroffenheit nachgewiesen werden. „Dieser Zusammenhang muss wieder hergestellt werden. Denn daraus ein Business zu machen, Fortschritt zu verhindern, finde ich nicht gut.“