Der Intendant des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), Thomas Bellut, möchte gern die Produktionen für Filmreihen und beispielsweise Krimis in Niedersachsen verstärken. „Es gibt zwar ein paar Studios in Hannover, aber Niedersachsen hat leider keine große Filmproduktion. Der Grund dafür ist vermutlich historisch zu sehen – denn Hamburg hat sich hier etabliert und ist vermutlich übermächtig geworden“, sagte Bellut bei einer Video-Konferenz mit den Mitgliedern des Medienausschusses im niedersächsischen Landtag. Nach seiner Auffassung sind die Politiker in Niedersachsen in dieser Frage bisher „zu bescheiden gewesen“. Der ZDF-Intendant meint aber, die Staatskanzlei mit ihrem Chef Jörg Mielke, der auch im ZDF-Fernsehrat mitwirkt, habe das Problem bereits erkannt und arbeite auch daran.

Die Niedersachsen schalten besonders gerne das ZDF ein, freut sich Intendant Thomas Bellut – Foto: ZDF, MB.

Die ZDF-Führung berichtete dem Ausschuss, dass es derzeit zwei Krimiserien mit Bezug zu Niedersachsen im ZDF gebe – nämlich mit Bezug zu Friesland und zu Ostfriesland. „Bei der Bedeutung, die Niedersachsen im Bevölkerungsanteil und bei den Zuschauern des ZDF hat, könnte es gern noch etwas mehr sein. Es handelt sich schließlich um ein großes Bundesland“, fügte der ZDF-Intendant hinzu.

ARD und ZDF gehen schwierigen Zeiten entgegen

Eigentlich wollte der Medienausschuss des Landtags in dieser Woche in Mainz sein, um sich vor Ort über die Arbeit des ZDF zu informieren. Die Corona-Krise machte den Plan zunichte. Und so saß man im Leibniz-Saal des Landtags und trat per Videochat mit Bellut in Kontakt. Auch wenn die Parlamente demnächst über die Beitragserhöhung entscheiden werden, gehen die öffentlichen-rechtlichen Sender demnächst Bellut zufolge schwierigeren Zeiten entgegen. Mit den zusätzlichen 86 Cent im Monat seien weder die ARD noch das ZDF glücklich.

„Wir müssen aufpassen, dass wir mit unseren Budgets zurechtkommen“, sagte der ZDF-Intendant und erschreckte die Fußball-Fans damit, dass man sich den Top-Fußball in der bisherigen Form nicht mehr werde leisten können. Aus diesem Topf werde er einen zweistelligen Millionenbetrag herausnehmen müssen. In den Bereichen Information und Kultur werde aber nicht gekürzt, sicherte Bellut zu. „Das ist kein Paradies, was wir hier haben. Das ist schon lange vorbei.“


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Gleichzeitig hat auch das ZDF mit den Kosten der Corona-Krise zu kämpfen. Bei den Werbeeinnahmen sei man nicht so hart getroffen worden wie die privaten Sender, aber auch in Mainz werde an der Stelle ein  zweistelliger Millionenbetrag fehlen. Auch Beitragseinnahmen dürften durch die Krise zurückgehen, wenn Menschen durch wirtschaftliche Schwierigkeiten beitragsfrei gestellt werden oder Unternehmen in die Insolvenz gehen.

Zusätzliche Kosten verursacht Bellut zufolge auch die Unterstützung, die das ZDF Produktionsfirmen zugesagt hat. Viele Produktionen seien ausgefallen, das ZDF übernimmt die Hälfte der entstanden Kosten. Laut Bellut kostet das den Sender einen mittleren zweistelliger Millionenbetrag. Auch Dreharbeiten für Filme und Serie, die langsam auch in Niederachsen wieder im Gang kommen, kosten mehr als vor der Corona-Krise. „Es ist machbar, aber es ist etwas teurer“, erklärte Bellut, unter anderem deshalb, weil durch den höheren Aufwand die Zahl der Drehtage steigt. Beim Dreh seien vor allem Liebesszenen ein Problem, bei denen sich die Schauspieler sehr nahe kämen. An der Stelle werde „nach kreativen Lösungen“ gesucht. „Bei Krimis sind diese Szene ja nicht das Hauptproblem“, merkte Bellut an.

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Insgesamt sind die Nutzungszahlen vieler Medien in der Corona-Krise stark gestiegen, überdurchschnittlich profitiert haben die öffentlich-rechtlichen Sender. Die „heute“-Sendung habe die Zuschauerzahl mehr als verdoppeln können. „Jeder Niedersachse hat jeden Tag 98 Minuten die Programme von ARD und ZDF gesehen, in der Pandemiezeit ist die Nutzung auf 110 Minuten gestiegen“, sagte der ZDF-Intendant. Auch die Nutzungszahlen der Mediathek lägen weit über den Zahlen des Vorjahres.

Niedersachsen mag Bellut nach eigenen Worten besonders, weil das Programm der meistgesehener Sender des Landes sei. Der Anteil der ZDF-Zuschauer sei in Niedersachsen deutlich höher als im Bundesdurchschnitt. Auf den Folgeplätzen lägen die ARD, das RTL-Fernsehen und an vierter Stelle das Regionalprogramm des NDR.