CeBIT: Die Ruck-Messe
Darum geht es: In Hannover hat am Sonntagabend die IT-Messe CeBIT begonnen. Die Messe erwarten bis zum 24. März mehr als 200.000 Besucher. Ein Kommentar von Martin Brüning:
„Auf den Toiletten gibt es eindeutig die größeren Innovationen als in den Hallen.“ In einem launigen Video liest Hartwig von Saß, Leiter des CeBIT-Presseteams, die schnippischen Twitter-Kommentare zur IT-Messe vor. Eine Messe rund um die Digitalisierung ist in Deutschland nicht ganz einfach. Die sogenannten „Digital natives“ kennen angeblich immer schon alles und posaunen das dann schimpfend in sozialen Medien heraus. Der analogen Generation wiederum bereitet der rasante technische Fortschritt dagegen Sorgen. Wie soll ich die smarte Heizung bedienen, wenn mir schon die Mikrowelle Probleme bereitet?
Ja, früher war mehr Lametta. Die Zeiten, in denen mehr als 700.000 Menschen auf die CeBIT kamen, sind lange vorbei. Aber heute geht es nicht mehr nur um „Bürotechnik“ oder das neue Smartphone. Es geht um die Frage, wie wir morgen leben werden. Die Messe hat dadurch eine zentrale Bedeutung, egal, ob in diesem Jahr mehr oder weniger als 200.000 Besucher nach Hannover kommen. In einem Land, in dem Innovationen mit übergroßer Vorsicht zur Kenntnis genommen werden, braucht es eine Messe wie die CeBIT, die aufzeigt, welche Entwicklungen bevorstehen. Der Erfinder der „German Angst“ braucht manchmal einen kleinen Schubs: Die CeBIT ist eine Ruck-Messe für Deutschland.
——————–
CeBIT – Deutsch / Deutsch – CeBIT
„Barcamps sympathisieren wie das ‚Internet of Things‘ mit dem disruptiven Ansatz.“ Solche Sätze lesen Sie im Programm der IT-Messe CeBIT, die am Abend in Hannover begonnen hat. Hier eine kleine Übersetzung:
Barcamp: Häufig auch BarCamp, Unkonferenz, Ad-hoc-Nicht-Konferenz. Eine offene Tagung mit offenen Workshops, deren Inhalte und Ablauf von den Teilnehmern zu Beginn der Tagung selbst entwickelt und im weiteren Verlauf gestaltet werden.
Internet of things: Der Begriff Internet der Dinge (IdD) (auch: „Allesnetz“[1]; englisch Internet of Things, Kurzform: IoT) beschreibt, dass der (Personal) Computer in der digitalen Welt zunehmend von „intelligenten Gegenständen“ bis hin zu „KI“, künstlicher Intelligenz ergänzt wird.
Disruption: Der Begriff leitet sich von dem englischen Wort „disrupt“ („zerstören“, „unterbrechen“) ab und beschreibt einen Vorgang, der vor allem mit dem Umbruch der Digitalwirtschaft in Zusammenhang gebracht wird: Bestehende, traditionelle Geschäftsmodelle, Produkte, Technologien oder Dienstleistungen werden immer wieder von innovativen Erneuerungen abgelöst und teilweise vollständig verdrängt.
Quellen: Wikipedia / Gründerszene Lexikon
——————–
Dabei ist das Motto „No limits“ nicht ganz richtig gewählt und erinnert eher an die Internet-Euphorie der Jahrtausendwende. Auch in diesem Jahr werden auf der Messe durchaus wieder sowohl die Chancen als auch die Risiken der Digitalisierung bewertet. Messebesucher werden zum Beispiel in zwei Shuttle-Bussen der Schweizer Post testen können, wie weit das autonome Fahren bereits in der Realität angekommen ist. Und der digitale Altenpflege-Roboter aus Japan sollte gerade in einem Land, in dem der demographische Wandel gnadenlos zuschlagen wird, besonders aufmerksam begutachtet werden.
Auf der anderen Seite wird zum Beispiel unter anderem auch in diesem Jahr wieder der Datenschutz im Zentrum stehen. Denn parallel zur zunehmenden Digitalisierung wird die Sicherheit der Daten eine immer größere Rolle spielen. Dabei geht es längst nicht mehr allein darum, inwieweit unser alltägliches Leben durch moderne Technologien für Dritte transparent wird. Mindestens genauso entscheidend ist die Frage, wie wir uns vor Cyber-Terrorismus schützen können. Das autonome Fahrzeug, die smarte Technik bei uns zu Hause und die Drohne der Polizei müssen vor Hackern ausreichend geschützt sein.
Bei aller digitalen Begeisterung werden in diesen Tagen auch die Tücken der Technik deutlich. So sind die smarten Stromzähler derzeit offenbar nicht so intelligent wie angenommen. In einer Studie kam heraus, dass die Werte teilweise bis zu 600 Prozent über dem tatsächlichen Verbrauch lagen. Das Beispiel macht deutlich: Man muss den digitalen Tag nicht vor dem Abend loben. Die digitale Zukunft wird das aber nicht aufhalten können. Freuen wir uns darauf.
Mail an den Autor dieses Kommentars
Lesen Sie auch:
- Holpriger Start für Mini-Computer an Grundschulen
- Neuer Digitalrat trifft sich zum ersten Mal auf der Cebit
- Stephan Weil besucht das Startup: „Held der Arbyte“
https://soundcloud.com/user-385595761/das-erwartet-sich-olaf-lies-vom-neuen-digitalrat