Carola Reimann, Sozialministerin, hat am Donnerstag im Sozialausschuss des Landtags ein düsteres Bild der Lage gezeichnet: „Der Lockdown wirkt sich bisher in den Infektionszahlen nicht aus. Das Auftreten von Mutationen des Virus, die noch ansteckender sind, könnte die Lage erheblich verschärfen.“ Die Erwartungen an eine rasche Impfung seien überhöht, es werde „bis zum Herbst dauern“, bis alle Menschen in Niedersachsen, die geimpft werden wollen, auch eine Impfung bekommen können. Mit Ausnahme eines Todesfalles, der genau untersucht werde, seien keine Nebenwirkungen der Impfung bekannt, in seltenen Fällen gebe es allergische Reaktionen, Abgeschlagenheit oder erhöhte Temperatur. Reimann betonte, die Aufregung über den Plan des Landes, einen Dienstleister mit dem Anschreiben an die Gruppe der über 80-jährigen Menschen zu beauftragen, verstehe sie nicht. Mit den Landräten habe sie gesprochen, mit den Oberbürgermeistern werde sie das heute tun. Tatsächlich werde man zu einer „Kooperation“ kommen. Von Kommunalverbänden war Kritik laut geworden, weil das Land die Möglichkeit, die Kommunen mit den Anschreiben zu beauftragen, anfangs nicht nutzen wollte. Die Kommunen könnten anders als das Land ihre Melderegister dafür anzapfen. Reimann sagte wegen des Virus und der winterlichen Witterung „noch einige sehr schwere Wochen“ voraus. Nachdrücklich richtete sie den Appell an die Unternehmen und Behörden, in allen möglichen Fällen Homeoffice auch anzubieten und auf diese Weise die Kontakte der Menschen zu unterbinden. Stefan Birkner und Susanne Schütz (beide FDP) riefen die Ministerin auf, bei den kommenden Anschreiben an ältere Menschen mit Hinweisen auf die geplanten Impfungen unbedingt auf die Hilfsangebote der Kommunen zurückzugreifen. „Diese Posse darf sich nicht wiederholen“, sagte Birkner, Ministerpräsident Stephan Weil solle das Thema zur Chefsache erklären.