BUND wählt bisherige Geschäftsführerin Susanne Gerstner zur Landesvorsitzenden
Personalrochade beim niedersächsischen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): Die bisherige Landesgeschäftsführerin des Umweltschutzverbands, Susanne Gerster, wurde am Wochenende in Hannover von den Delegierten zur neuen Landesvorsitzenden gewählt. Dabei erzielte die 54-Jährige eine hohe Zustimmung von 71 Ja-Stimmen bei 3 Enthaltungen und 3 Gegenstimmen. Gegenkandidaten gab es keine.
Verbunden mit der Nachwahl des Vorstandspostens ist auch eine größere strukturelle Veränderung des etwa 38.000 Mitglieder zählenden BUND-Landesverbands. Erstmals wird die Position des Vorsitzenden als bezahltes Wahlamt ausgestaltet. Diese Option bestand zwar in der Theorie auch schon in früheren Zeiten, wurde aber bislang nicht genutzt. Der Verband hat sich nun zu diesem Schritt entschieden, weil das Aufgabenpensum in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sei. Der BUND geht damit einen weiteren Schritt hin zur Professionalisierung seiner Arbeit.
Ungewöhnlich ist der bezahlte Vorstandsposten derweil nicht unbedingt. Auch beim Naturschutzbund (Nabu) nimmt der Landesvorsitzende Holger Buschmann diese Tätigkeit als Vollberuf wahr. Für Beobachter kommt dieser Schritt nicht ganz überraschend. Zuletzt war bereits festzustellen, dass die Landesgeschäftsführerin Gerstner eine immer wichtigere Rolle in der Vertretung der Verbandsinteressen nach außen gespielt hat. Zwar traten auch die ehrenamtlichen Vorsitzenden immer wieder in Erscheinung, doch allein wegen des zeitlichen Aufwands und auch der räumlichen Distanz fiel ihnen dies immer schwerer.
Lukas Held wird neuer Stellvertreter
Gleich zwei bekannte Gesichter haben nun den Vorstand des BUND verlassen. Vize-Landeschef Axel Ebeler hat bereits zum April seinen Posten geräumt – „aus persönlichen Gründen“, wie es beim BUND heißt. Der langjährige erste Vorsitzende Heiner Baumgarten wurde am Wochenende vor der Wahl Gerstners offiziell verabschiedet. Baumgarten, Jahrgang 1951, hat den Verband 14 Jahre lang geführt und schied nun aus Altersgründen aus. Über 30 Jahre lang engagierte er sich im Landesvorstand des BUND, 2005 wurde er zum stellvertretenden und 2008 zum Landesvorsitzenden gewählt.
Neben Gerstner rücken nun zwei weitere Mitglieder in den zwölfköpfigen Landesvorstand nach beziehungsweise innerhalb dessen auf. Besonders freut man sich über eine Verjüngung an der Spitze des Verbands, die der 24-jährige Lukas Held bewirken soll. Der Energietechnik-Student aus Hannover, der auch der BUND-Jugend angehört, wird neuer stellvertretender Vorsitzender und soll die Themen Jugend, Klimaschutz und Energiewende in den Fokus rücken. Held gehörte bereits vorher als reguläres Mitglied dem Landesvorstand an; seinen früheren Platz nimmt nun Carina Bach ein, Vorstandsmitglied der BUND-Kreisgruppe Region Hannover. Regulär wird der Landesvorstand in etwa zwei Jahren neu gewählt.
Die Position der Landesgeschäftsführerin wird im Zuge der Neuaufstellung zerteilt. Die Geschäfte des Verbandes führen künftig die bisherige Pressesprecherin Tonja Mannstedt, zuständig für Politik und Kommunikation, und die Diplom-Kauffrau Iris Uhlenhake, die sich um den kaufmännischen Bereich kümmert.
Gerstner strebt unkonventionelle Bündnisse an
Gerstner ist Diplom- Ingenieurin im Bereich Landespflege und seit April 2018 als Landesgeschäftsführerin des BUND tätig. Zuvor hatte die gebürtige Münchnerin in verschiedenen Naturschutzprojekten etwa im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg gearbeitet. In den vergangenen Jahren trat sie als fachkundige Ansprechpartnerin auf, die im Stil zwar zurückhaltend und dezent, aber in der inhaltlichen Ausrichtung glasklar war. So hat sich der BUND unter ihrer Geschäftsführung etwa beim Artenschutz-Volksbegehren im Hintergrund gehalten, beim Ausarbeiten des „Niedersächsischen Weges“ betont sie derweil deutlich den Schwerpunkt auf größtmöglichem Arten- und Naturschutz.
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Als neugewählte Landesvorsitzende hat sie am Sonnabend in Hannover mehrere Herausforderungen skizziert, denen sie sich in den kommenden Jahren stellen möchte. Dabei gehe es etwa um die Vereinbarkeit von Artenschutz und Energiewende – zu denken ist dabei zuerst an den Ausbau der Windenergie, der häufig daran lahmt, dass bedrohte Arten den Rotorblättern zum Opfer fallen könnten.
Nach außen hin möchte Gerstner die Bündnisse des BUND ausbauen; sowohl zu anderen Naturschutzverbänden als auch beispielsweise zum Agrarbereich („Niedersächsischer Weg“) oder auch zu Sozialverbänden. In dieser Woche wird der BUND gemeinsam mit dem DGB einen Forderungskatalog an die Landespolitik übergeben. „Ich will den BUND als Treiber und Ideengeber für einen gesellschaftlichen Wandel weiter stärken. Dafür brauchen wir einen intensiven Dialog zwischen den gesellschaftlichen Gruppen“, erklärte Gerstner im Anschluss an ihre Wahl. In den Verband hinein möchte die neue Landesvorsitzende vor allem den Austausch zwischen dem Vorstand und den etwa 50 lokalen Untergruppen intensivieren.
Dieser Artikel erschien am 27.06.2022 in der Ausgabe #119.
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