Brexit-Effekt in niedersächsischer Wirtschaft
Die Wirtschaft in Niedersachsen befürchtet einen negativen Brexit-Effekt. Es gebe bei der Wirtschaftsentwicklung einen deutlichen Erwartungsknick, sagte der Hauptgeschäftsführer der IHK Hannover, Horst Schrage, bei der Vorstellung der IHK-Konjunkturumfrage für Niedersachsen.
Der Umfrage zufolge erwarten 21 Prozent der Unternehmen einen besseren Geschäftsverlauf. Im Vorjahr waren es noch 29 Prozent. Negative Entwicklungen bei Arbeitsplätzen seien aber nicht zu erwarten.
Großbritannien ist für Niedersachsen das zweitwichtigste Exportland hinter den Niederlanden. Vor allem der Automobilbereich sei betroffen. Rund 200 niedersächsische Unternehmen sind Schrage zufolge direkt im Königreich engagiert, die Zahl der Exporteure liege bei etwa 1.500 Firmen. Durch den Brexit befürchten die Unternehmen im Land vor allem zusätzliche Formalitäten, neue Zölle und steigende Risiken beim Wechselkurs.
Schrage erhofft sich, dass es am Ende der Verhandlungen bei den Geschäften mit Großbritannien keine zu großen Hindernisse für die Unternehmen geben wird. „Sicherlich kann das Ergebnis nicht sein, dass Großbritannien alle Vorteile des EU-Binnenmarktes eingeräumt bekommt und im Gegenzug keine Pflichten erfüllen muss. Das wäre im Interesse des großen Ganzen nicht der richtige Weg“, sagte der IHK-Hauptgeschäftsführer. Das Modell Norwegen, bei dem alle Regelungen des EU-Binnenmarktes gelten und im Gegenzug EU-Standards übernommen und Beiträge gezahlt werden, hält Schrage für Großbritannien allerdings für wenig realistisch.
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Während die Investitionen der Unternehmen im Land nach wie vor unbefriedigend seien, sei seit einem Jahr eine deutliches Investitionsinteresse aus China zu beobachten. Im besondere Interesse seien dabei die Erneuerbaren Energien und der Maschinenbau. „Vor allem hier wollen die Chinesen einen Fuß in die Tür bekommen“, meint Schrage.
Rund 1.600 Unternehmen hatten sich in diesem Jahr an der Konjunkturumfrage der IHK beteiligt. Die Umfrage hatte unmittelbar nach der Abstimmung in Großbritannien begonnen. (MB.)