Das Bauern-Protestbündnis „Land schafft Verbindung“ übt Kritik an der bestehenden Struktur der Bauernverbände. Vor allem die Möglichkeit von Doppelfunktionen in den Verbandsspitzen kritisieren Vertreter der Bewegung. Das erklärte die kommissarische Sprecherin des niedersächsischen Ablegers von „Land schafft Verbindung“, Henriette Struß, im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick. Man betrachte es etwa kritisch, wenn Bauernverbandsvorsitzende zugleich in der Politik tätig seien. Denn wenn man sich sowohl im Parlament als auch im Verband engagiere, falle am Ende ein Engagement hinten runter, erläutert Struß.

Wir sind relativ flexibel, neue Talente auch entsprechend einzusetzen.

Doch die Unzufriedenheit an den etablierten Bauernverbänden reiche noch weiter. Diese hätten zudem ihre Spontaneität verloren, klagt Struß. Sie habe den Eindruck, dass man sehr lange brauche, um in den Verbandsstrukturen Fuß zu fassen oder Einfluss zu bekommen. Es gebe keine Möglichkeit, sich als Senkrechtstarter einzubringen. „Wir sind relativ flexibel, neue Talente auch entsprechend einzusetzen“, nennt sie als Vorteile ihrer eigenen relativ jungen Bewegung.

Außerdem sei man sofort auf Augenhöhe miteinander. Es gebe keine Hierarchie, keine Präsidenten, sondern alle seien pauschal immer auf einer Ebene. Doch man sei auch nicht per se gegen die Verbände, man pflege vielmehr ein „neutrales Verhältnis“. Es sei nicht das Ziel der Bewegung, ein zweiter Bauernverband zu werden, erklärte Struß. Denn der Vorteil sei es schließlich, dass man viele Unterstützer habe, spontan sei und unberechenbar agiere.


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Die Basisbewegung „Land schafft Verbindung“ hatte erst Anfang Oktober angefangen, sich über soziale Netzwerke wie Facebook und Whatsapp zu organisieren. Innerhalb von wenigen Wochen hatten sie auf diese Weise eine Großdemonstration in verschiedenen Städten auf die Beine gestellt – so auch in Hannover und Osnabrück. Gestern unterstütze das Protestbündnis die Bauerndemonstration am Rande der Umweltministerkonferenz in Hamburg.

Erste Zerreißprobe überstanden

Eine erste Zerreißprobe musste die Bewegung allerdings bereits kurz nach dem Erfolg der ersten Demo überstehen. Und auch hier ging es um das Verhältnis zu den Bauernverbänden. Weil ein Teil des Organisationsteams sich unabgesprochen mit dem Präsidenten des Deutschen Bauernverbands in Berlin getroffen hatte, kam es zum Streit. Da sich die Bewegung als „verbandsneutral“ versteht, sahen einige in diesem Treffen ein Problem, das führte zeitweilig sogar zu einer Spaltung des Führungsteams. Für eine Woche existierten dann zwei verschiedene Auftritte im Internet – doch mittlerweile konnte der Streit wieder beigelegt werden.

Die Entscheidung für die richtige Organisationsform ist zu wichtig, um sie jetzt übers Knie zu brechen.

Doch wie geht es nun weiter bei „Land schafft Verbindung“? Der Organisationsgrad unterscheide sich aktuell stark von Region zu Region, erklärt Henriette Struß. In manchen Bundesländern stehe eine Vereinsgründung an, in anderen wiederum bildeten sich Interessengemeinschaften. In Niedersachsen habe man sich zunächst dafür entschieden, für drei Monate einen kommissarischen Beirat zu gründen – an dessen Spitze Henriette Struß derzeit steht. Noch sei man sich nicht sicher, wie es konkret weitergehen soll. „Die Entscheidung für die richtige Organisationsform ist zu wichtig, um sie jetzt übers Knie zu brechen“, sagt Struß im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick.

Aktuell sei zu viel zu planen, als dass man sich auch noch um Aufbaufragen kümmern könne. Zum Jahreswechsel werde man sich aber mit den rund 70 Administratoren treffen, die für die zwischen 15.000 und 20.000 lose organisierten „Mitglieder“ des niedersächsischen Ablegers von „Land schafft Verbindung“ stehen. Sobald sich diese Fragen dann in allen Bundesländern geklärt haben, wolle man einen „Bundesrat“ gründen, erklärt Struß. Zum Vergleich: Das Landvolk Niedersachsen berichtet, rund 80.000 Mitglieder zu vertreten, die alternative „Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft“ geht nach eigenen Angaben von 350 Mitgliedern aus.

Bewegung möchte kein zweimonatiges Phänomen sein

Aktuell gibt es auch auf Bundesebene von „Land schafft Verbindung“ nur einen kommissarischen Zusammenschluss, in dem 16 Personen vertreten sind. 14 davon kommen aus den Bundesländern, hinzu kommen die Hauptinitiatorin Maike Schulz-Broers quasi als Ehrenmitglied sowie ein unabhängiger Mediator, der kein Stimmrecht hat, aber als unabhängige Instanz das vorläufige Gremium leiten soll.

Dem endgültigen Bundesrat sollen schließlich 35 Delegierte angehören, wobei Struß davon ausgeht, dass es wohl bei den bisherigen 15 stimmberechtigten Mitgliedern bleiben werde, die dann um 20 weitere Vertreter ergänzt würden. Die Verstetigung der Organisation verrät: Man möchte kein zweimonatiges Phänomen sein. Aktuell sei die Kritik am Agrarpaket der Bundesregierung hochaktuell. Doch man wolle tatsächlich nachhaltig etwas bewegen.