Der Zeitraum klingt länger, als er ist: Bis 2030 muss der CO2-Ausstoß von Autos im Vergleich zum Grenzwert des Jahres 2021 um 37,5 Prozent sinken. In Niedersachsen wollen sich Politik, Industrie- und Gewerkschaftsvertreter jetzt regelmäßig an einen Tisch setzen und beim „Strategiedialog Automobilwirtschaft“ über die Zukunft der Branche im Land sprechen.

Volker Schmidt, Stephan Weil, Bernd Althusmann und Thorsten Gröger (v.l.n.r.) beim Strategiedialog Automobilwirtschaft – Foto: MB.

Die Zeit drängt. Zwar ist der Dialog auf drei Jahre angelegt. Geht es nach Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und Wirtschaftsminister Bernd Althusmann, ist das aber das „absolute Maximum“. Wenn es gehe, wolle man früher zu Ergebnissen kommen. „Am besten gibt es auch schon Zwischenlösungen, mit denen man arbeiten kann“, sagte Weil. Der Ministerpräsident übte zum Auftakt des Strategiedialogs auf einer Pressekonferenz in Hannover Kritik an der Bundesregierung. „Ich begreife nicht, dass man eine so hohe Zielsetzung vorgibt, ohne einen Plan zur Umsetzung zu haben.“ Sowohl Berlin als auch Brüssel müssten jetzt ihre Hausaufgaben machen. Als Beispiel nannte er die fehlende Ladeinfrastruktur.

Die gesamte Lieferkette steht bereits unter Hochspannung.

Ohnehin sei die Autoindustrie in einer Sandwich Situation. Zum einen werde das Auto Teil des Internets, wodurch sich völlig neue Fragen stellten. Zum anderen gebe es einen Vorzeichenwechsel bei den Antrieben. „Die nächsten zehn Jahre werden entscheiden, ob wir erfolgreich bleiben“, prognostizierte Weil. Auch Wirtschaftsminister Bernd Althusmann betonte, die Autoindustrie stehe vor dem größten Strukturwandel ihrer Geschichte. „Mit dem Strategiedialog wollen wir das Automobilland strategisch wetterfest aufstellen.“


Lesen Sie auch: 

Mit Olaf Lies unterwegs im Oldtimer: „Weniger CO2 geht ja gar nicht“

Befürworter von Erdgas-Autos sehen sich politisch ausgebremst

Continental-Chef: Konzentration nur auf Batterie-Antrieb ist riskant


„Die gesamte Lieferkette steht bereits unter Hochspannung“, berichtete Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von Niedersachsenmetall. Vom Auto seien in Niedersachsen Pi mal Daumen 600.000 Menschen betroffen, darunter zum Beispiel auch die Chemie- oder Kautschukindustrie. „Deshalb kann es uns nicht egal sein, wenn ein solcher Anpassungsdruck auf unsere Industrie zukommt. Wir müssen schauen, dass wir den Laden zusammenhalten.“ Jetzt gehe es darum, in der niedersächsischen Schlüsselindustrie den Mitarbeitern weiterhin zukunftsfähige Arbeitsplätze zu bieten.

IG Metall Bezirksleiter Thorsten Gröger sagte, die Hälfte der Arbeitsplätze in der Autoindustrie seien von der E-Mobilität betroffen. Durch die Entwicklung änderten sich Qualifikationsanforderungen. Man müssen den Arbeitnehmern die Chancen geben, sich entsprechend zu qualifizieren. „Unser Interesse ist es, dass wir die Veränderungsprozesse so gestalten, dass sie im Sinne der Beschäftigten stattfinden“, machte Gröger deutlich.

Drei Innovatorenrunden arbeiten in dem Bündnis

Für dieses und das kommenden Jahr wurden beim Strategiedialog schon Termine festgelegt. Die Teilnehmer treffen sich in sogenannten Innovatorenrunden mit jeweils bis zu 20 Teilnehmern. In der ersten Gruppe geht es um die Themen Technologie, Innovation und Wertschöpfungsketten, die zweite Runde befasst sich mit den Bereichen Markt und Infrastruktur, also zum Beispiel Lademöglichkeiten für E-Autos oder mögliche Energiespeicher.

In der dritten Innovatorenrunde geht es um Arbeit und die Qualifizierung der Mitarbeiter. Neben Staatskanzlei und Wirtschaftsministerium sowie Niedersachsenmetall und IG Metall beteiligen sich auch die Unternehmen Volkswagen und Continental an der Lenkungsgruppe des Bündnisses.