Auszubildende geben dem Lebensmittelhandwerk schlechte Noten
Das Lebensmittelhandwerk belegt beim diesjährigen Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Niedersachsens erneut den letzten Platz. An der Umfrage haben sich 2400 junge Menschen aus den 21 am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen beteiligt. Die schlechtesten Bewertungen ihrer Arbeitgeber gaben erneut die Fachverkäufer des Lebensmittelhandwerks ab. Ute Neumann, Leiterin der Abteilung Jugend beim DGB-Bezirk, nannte die Ergebnisse in der Branche einen Skandal. „Die Auszubildenden starten hier teilweise schon ausgebrannt in den Beruf. Damit wird auch der Ruf der dualen Ausbildung geschädigt.“
Die ehemalige Auszubildende Diana Kirchner berichtete von ihrer Lehrzeit bei einem Mittelstandsbetrieb im Kreis Helmstedt. Zehn-Stunden-Tage seien die Normalität gewesen, Überstunden seien nicht ausgeglichen worden. Kirchner sprach von einer großen psychischen Belastung, die sie habe krank werden lassen. Dennoch liebe sie ihren Beruf, sei inzwischen selbst Ausbilderin in dem Betrieb, in dem sie jetzt arbeite. Neumann meinte, es hapere in der Branche teilweise nicht nur an der Qualität der Ausbildung, sondern in der Folge auch an den Fähigkeiten der Fachkräfte. Dadurch drohe sich die Beschäftigung immer mehr zu einem Helferberuf zu entwickeln, der von ungelernten Kräften übernommen werde. Ebenfalls schlechte Noten kamen von Auszubildenden im Hotelfach und KFZ-Mechatronikern. Besonders gut bewerteten junge Bankkaufleute, Verwaltungsfachangestellte und Industriemechaniker ihre Ausbildung.
Insgesamt ist die Zufriedenheit der jungen Menschen mit ihren Ausbildungsplätzen gestiegen. 73 Prozent sind der DGB-Umfrage zufolge zufrieden oder sehr zufrieden, das sind fast vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Der DGB-Landesvorsitzende Mehrdad Payandeh nannte den Ausbildungsreport „eine Art TÜV“ für die Qualität der Ausbildung. „Beim TÜV sagt man auch nicht, wie schön Ihr Auto ist, sondern man macht Sie auf Mängel aufmerksam“, sagte Payandeh und reagierte damit auf Kritik, im Ausbildungsreport werde der Fokus auf die negativen Erlebnisse der Auszubildenden gelegt. Der DGB-Vorsitzende sprach von konstruktiver Kritik.
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Auch Neumann meinte, die breite Zufriedenheit der Auszubildenden dürfe nicht über Probleme hinwegtäuschen. Über ein Drittel der Jugendlichen müsse regelmäßig Überstunden machen, fast jeder zehnte Jugendliche unter 18 Jahre müsse regelmäßig mehr als 40 Stunden in der Woche arbeiten, obwohl das verboten sei.
Zudem seien zwar vier Fünftel der Jugendlichen der Meinung, dass das Thema Digitalisierung in der Ausbildung sehr wichtig sei, aber nur 55 Prozent geben an, dass sie dafür auch gut qualifiziert würden. Für Payandeh spiegeln sich in diesen Zahlen die Probleme vieler Unternehmen mit der Digitalisierung. Zugleich mahnte er: „Wenn man es verpasst, die jungen Leute auszubilden, zahlt man die Zeche später.“