Der niedersächsische CDU-Landesvorsitzende Bernd Althusmann rät seiner Partei dringend dazu, den früheren Bundestagsfraktionschef Friedrich Merz in die Parteiarbeit einzubinden. Er appellierte gleichzeitig an Merz, sich dazu auch bereit zu erklären. „Wir brauchen den wirtschaftspolitischen Sachverstand von Merz – vor allem in der Zeit nach dem Ende der Corona-Pandemie“, sagte Althusmann im Gespräch mit der Redaktion des Politikjournals Rundblick. Auch in den verschiedenen Wahlkämpfen dieses Jahres könne Merz „eine wichtige Rolle für die CDU spielen“, fügte Althusmann hinzu. Merz hatte am Sonnabend beim rein digital abgelaufenen CDU-Bundesparteitag die Wahl zum Vorsitzenden gegen den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet verloren, im ersten Wahlgang war auch der dritte Bewerber, Norbert Röttgen, ausgeschieden. Während Röttgen unmittelbar nach der Entscheidung versicherte, weiter aktiv für die CDU an der Seite von Laschet zu arbeiten, beließ es Merz bei Glückwünschen an Laschet, äußerte sich aber nicht zu der Frage, ob er sich trotz seiner Niederlage in die Parteiführung einreihen und für die Partei arbeiten wolle.

In der Gruppe der fünf Vize-Vorsitzenden erhielt die Juristin Silvia Breher aus Löningen (Kreis Cloppenburg) 777 Stimmen und damit das drittbeste Ergebnis. Breher, die auch Landesvorsitzende der CDU Oldenburg ist, führte neben dem hannoverschen CDU-Regionsvorsitzenden Hendrik Hoppenstedt, Staatsminister im Kanzleramt, routiniert als Moderatorin durch den Parteitag. Für die weiteren sieben Präsidiumsplätze trat neben mehreren Ministerpräsidenten und anderen Spitzenpolitikern auch Althusmann an, er bekam 722 Stimmen und landete somit an fünfter Stelle. Im Vorfeld der Wahl hatte sich Althusmann ziemlich deutlich für Laschet als neuen CDU-Chef ausgesprochen, gleiches hatten auch CDU-Landtagsfraktionschef Dirk Toepffer und der neue Generalsekretär Sebastian Lechner getan. Sie ragten damit bundesweit heraus, da die meisten anderen CDU-Politiker sich vornehm zurückgehalten hatten. In mehreren niedersächsischen CDU-Kreisverbänden wurden vor der Wahl Stimmungsbilder der Basis eingeholt, dabei war die Beteiligung unterschiedlich. Von denen, die teilnahmen, votierten in vielen Bereichen die meisten klar für Merz – so in Diepholz, Nienburg, Rotenburg, im Heidekreis und auch in Braunschweig. Nach der Niederlage von Merz versuchten mehrere seiner Anhänger im Netz, die Rechtmäßigkeit der Wahl in Frage zu stellen. Sie behaupteten, der eindeutige Favorit der Basis habe bei den Delegierten verloren, damit stehe die Legitimation des Delegiertensystems in Frage. Bei einem Mitgliederentscheid, so meinten sie, hätte Merz die Mehrheit gehabt.

Gegenüber dem Politikjournal Rundblick äußerten sich mehrere CDU-Politiker zur aktuellen Situation. Generalsekretär Lechner meinte, Merz habe sich „sehr fair verhalten“, er habe eine große Anhängerschaft und deswegen „fände ich es toll, wenn er jetzt im Team mitmacht“. Er fügte hinzu: „Wir brauchen in diesem Wahljahr alle guten Leute an Bord.“ Der Braunschweiger CDU-Landesvorsitzende Frank Oesterhelweg, der zu den Merz-Unterstützern zählte, erklärte: „Laschet war nicht mein Kandidat, aber er ist jetzt unser Vorsitzender. Ich wünsche mir, dass Merz und Röttgen weiter vorne dabei sind. Unser Land braucht eine starke und geschlossene Union.“ Wissenschaftsminister Björn Thümler aus der Wesermarsch, der Laschet unterstützt hatte, bedauerte die Entscheidung von Merz, sich nicht für das CDU-Präsidium zur Verfügung zu stellen: „Merz sollte sich nicht zurückziehen, er hat ein starkes Ergebnis bekommen und sollte im Team der CDU eine klare Rolle spielen.“ Der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Landtag, Dirk Toepffer, erklärte das Ergebnis mit dem Auftritt von Laschet: „Zu Beginn war der Ausgang völlig offen, alle Kandidaten hatten Teile der Funktionsträger und Teile der Basis auf ihrer Seite. Entscheidend war am Ende, dass Laschet mit einer sehr emotionalen Rede die Herzen vieler Delegierter erreicht hat.“ Jetzt sei in der CDU „der Wunsch nach Harmonie und Einigkeit deutlich spürbar“. Der JU-Bundesvorsitzende Tilman Kuban aus Barsinghausen (Region Hannover) sagte, er und seine Freunde hätten für Merz gekämpft, Laschet habe gewonnen. „Wir stehen jetzt an Deiner Seite, Armin. Darauf kannst Du Dich verlassen!“