Sie wollten Hannover lahmlegen. Und das ist ihnen auch gelungen. Teilweise zumindest ging gar nichts mehr in der Innenstadt der Landeshauptstadt, als am Freitag die „Alle fürs Klima“-Großdemonstration durch die Straßen zog. Sogar der Protestzug der Klimademonstranten selbst kam an manchen Stellen nicht mehr voran, weil sich die Menschenmassen durch zu kleine Straßen drängten. Am Georgsplatz vor der Nord/LB, wo die ersten kleineren Züge zu einer ersten Zwischenkundgebung zusammentrafen, staute es sich. Immer wieder baten die Veranstalter die Teilnehmer der Demo, doch weiter aufzurücken.

Die Spitze des Protestzugs. – Foto: nkw

Fast 30.000 Menschen waren dem Aufruf zur Großdemonstration in Hannover gefolgt. Mit so vielen Teilnehmern hatten die Organisatoren des hannoverschen Ablegers von „Fridays for Future“ nicht gerechnet. Am Morgen hieß es noch, man gehe von 8000 Demonstranten aus. In ganz Niedersachsen waren 400 Polizisten im Einsatz, um die Demonstrationen hier uns auch in anderen Städten zu sichern.

Am Aegidientorplatz bündelten sich dann die fünf Protestzüge in Hannover zu einem einzigen großen Demonstrationzug, der schließlich am Neuen Rathaus vorbeizog und am Friederikenplatz zum Stehen kam. Angeführt wurde der große Demo-Zug von einer Gruppe jüngerer Kinder, die große Transparente hochhielten. Doch dahinter erinnerte nicht mehr viel an die ursprünglich von Schülern initiierten „Fridays for Future“-Klimastreiks.

Seit neun Monaten gehen wir in Hannover für den Klimaschutz auf die Straße und die Politik tut nichts. Deshalb hat die Politik es auch verdient, dass jetzt 30.000 Leute auf die Straße gehen.

„Seit neun Monaten gehen wir in Hannover für den Klimaschutz auf die Straße und die Politik tut nichts. Deshalb hat die Politik es auch verdient, dass jetzt 30.000 Leute auf die Straße gehen“, rief eine junge Frau auf dem Podium den Demonstranten zu, als sich der Platz immer weiter füllte. Auch hier mussten die Organisatoren immer wieder dazu aufrufen, weiter aufzurücken.

 

Einer der Menschen in der großen Masse war Niedersachsens Umwelt- und Klimaschutzminister Olaf Lies (SPD). Er hat als Teil der Großen Koalition in Niedersachsen in den vergangenen Monaten ein Klimagesetz erarbeitet, das aber erst im Oktober in den Landtag eingebracht wird.

Was heute die Große Koalition beschlossen hat, ist Bullshit.

Parallel zum weltweiten Klimastreit beschloss das Bundeskabinett derweil am Freitag ein Paket von Klimaschutzmaßnahmen. Diese kamen bei den Klima-Demonstranten allerdings nicht gut an.

Verantwortlicher und Demonstrant: Umweltminister Olaf Lies. – Foto: nkw

„Was heute die Große Koalition beschlossen hat, ist Bullshit“, sagte ein Mitglied der radikalen Klima-Protestgruppe „Extinction Rebellion“ bei der Abschlusskundgebung. Und mit derber Sprache ging es auch weiter: „Wir stehen mit beiden Beinen in der Scheiße. Was wir anerkennen müssen, ist, dass wir keine Zeit mehr haben.“ Der Klimawandel werde „mehr Opfer fordern, als die beiden blutigen Weltkriege“, sagte er weiter und rief zum gewaltfreien zivilen Ungehorsam auf.

Um kurz vor 16 Uhr wurde die Klimademo in Hannover für beendet erklärt. Es dauerte dann noch einige Stunden, bis der Verkehr wieder geordnet über die Hauptverkehrsstraßen der Landeshauptstadt fließen konnte. Den Protestanten wäre es wohl am liebsten, hier würden gar keine Autos mehr fahren.


 

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