22. Sept. 2015 · 
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Abgas-Affäre: VW in Not

(rb) Wolfsburg. Zehn Jahre nach der letzten VW-Affäre, in der es um die Bezahlung von Partys und Prostituierten für führende Mitarbeiter und Vorstandsmitglieder, einschließlich des Betriebsratsvorsitzenden, aber auch um die Doppelalimentation von SPD-Abgeordneten ging, die auf der Gehaltsliste von VW standen, erschüttert erneut ein Skandal den VW-Konzern. Mindestens so fassungslos wie vor zehn Jahren das Gebaren von Vorstandsmännern macht heute eine manipulierte Abgas-Software für Diesel-Fahrzeuge in den USA, die korrekte Abgaswerte nur während der Kontrollen anzeigen soll, während des Normalbetriebs aber bis zu 40 mal mehr Schadstoffe aus dem Auspuff bläst, als die US-amerikanischen Grenzwerte das vorschreiben. Die Rede ist von „Betrug mit hoher krimineller Energie“. Ein Vorgang, der dem Wolfsburger Autokonzern neben Strafzahlungen von derzeit geschätzten 15 Milliarden Dollar einen Imageschaden von noch nicht zu bezifferndem Ausmaß bescheren wird. Auch wenn noch gar nicht geklärt ist, wer das angerichtet hat, sind bereits die ersten Rücktrittsforderungen an VW-Chef Martin Winterkorn unterwegs, der am Wochenende bereits in die Vorwärtsverteidigung gegangen ist: Er hat den Vorwurf als wahr bestätigt, sein Bedauern geäußert und umfassende Aufklärung angekündigt. Ob Winterkorn von den Manipulationen, die viele als „reine Dummheit“ bezeichnen, selbst gewusst und diese gebilligt hat, geht in den Bereich der Spekulationen. So oder so wird er womöglich am Ende dafür die Verantwortung übernehmen müssen, zumal er neben dem Vorstand auch der VW-Entwicklungsabteilung vorsteht, die für die Software-Steuerung der Motoren zuständig ist. Ministerpräsident Stephan Weil hat als Mitglied des VW-Aufsichtsrates entsprechend „besorgt“ auf die aktuelle Entwicklung reagiert. Eine Manipulation von Emissionstests sei völlig inakzeptabel und durch nichts zu rechtfertigen. „Es muss selbstverständlicher Anspruch des VW-Konzerns sein, die gesetzlichen Vorschriften einzuhalten“, betonte Weil am Montag. Am Mittwoch kommt der Aufsichtsrat zunächst zu einer Krisensitzung zusammen. Im Landtag wurde inzwischen eine Unterrichtung im Wirtschaftsausschuss beantragt.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #172.
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