Die Technik ist schon lange da, kostet Miete und kann doch nicht genutzt werden: Die neuen Langstreckenblitzer, genannt Section Control, auf der Bundesstraße 6 zwischen Gleidingen und Rethen südlich von Hannover warten weiter auf ihren Einsatz. Bei der Technik werden die Autos auf dem drei Kilometer langen Abschnitt zweimal fotografiert – bei der Ein- und bei der Ausfahrt. Mithilfe der Weg-Zeit-Berechnung wird die Durchschnittsgeschwindigkeit errechnet.

https://soundcloud.com/user-385595761/2018-02-15-section-control

Schon im September 2014 hatte das Innenministerium ein Pilotprojekt angekündigt, Mitte 2015 stand dann die Anlage an der Bundesstraße. Für den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der FDP im Landtag, Jörg Bode, wird die funktionslose Anlage langsam zum BER des Innenministers. „Boris Pistorius hat Steuergelder für einen Versuch versenkt, der auch nach Jahren immer noch nicht freigegeben werden kann. Statt weiter Steuergeld für illegale Videoüberwachung auszugeben, sollte der Innenminister besser die vom Gericht verbotenen Kameras abschalten lassen und den staatlichen Rechtsbruch beenden.“

Trotzdem ein Sicherheitsgewinn

Die funktionslose Anlage hat das Land bisher über 420.000 Euro gekostet. Denn die Miete wird seit April 2015 trotzdem fällig, 12.400 Euro sind es im Monat. Das Projekt sei deutschlandweit einmalig. Die Verzögerungen hätten sich herstellerseitig vor allem dadurch ergeben, dass die Anlage mehrfach angepasst werden musste, heißt es aus dem Innenministerium. Das hatte demnach zur Folge, dass sich die Zulassung bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig verzögerte. „Wir gehen davon aus, dass die Anlage noch in der ersten Jahreshälfte in Betrieb geht“, schätzt jetzt das Ministerium. Vor einer Woche hieß es noch in einer Antwort auf eine Anfrage Bodes: „Seitens der Landesregierung kann nicht prognostiziert werden, wann dieses (das Bewertungsverfahren) von der PTB, einer Bundes- und nicht Landesanstalt, abgeschlossen sein wird.“

Obwohl die Anlage noch nicht funktioniert, gibt es laut Ministerium einen Sicherheitsgewinn. So habe es seit der Installation der Blitzer keine tödlichen Unfälle mehr gegeben. Die mittleren Geschwindigkeiten auf der Strecke seien um zwei bis fünf km/h zurückgegangen, die Zahl der Verkehrsunfälle um mehr als die Hälfte.