Digitalisierung: Althusmann fordert mehr Tempo
Niedersachsens darf bei der Digitalisierung nicht ins Hintertreffen geraten, warnt der neue Wirtschaftsminister Bernd Althusmann. „Wir neigen in Deutschland sehr oft dazu, Innovationen durch ‚Verrechtlichung‘ zumindest zu behindern“, sagte Althusmann auf dem ersten Digitalgipfel Gesundheit in Niedersachsen. Deutschland sei bei der Digitalisierung ein Entwicklungsland, andere Länder seien viel weiter. „Wir dürfen nicht den Anschluss verlieren“, sagte Althusmann.
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Er sprach sich unter anderem für kürzere Planungszyklen aus. „Wenn jemand meint, Planungszeiten von 15 Jahren für bestimmte Infrastrukturprojekte seien normal, dann sage ich: Das ist ich nicht normal . Wir müssen schneller werden.“ Es sei auch zwingend notwendig, den Ausbau der Krankenhausinfrastruktur digital zu begleiten. „Was nutzt der beste dritte OP-Trakt, wenn wir nicht die technologischen Voraussetzungen dafür haben, uns gegebenenfalls mit dem besten Operateur in Finnland zu verbinden“, fragte der Wirtschaftsminister.
Von hundertprozentiger Sicherheit zu Risikominimierung
Die rund 200 Teilnehmer des Gipfel trafen sich gestern in der Hochschule Hannover. Fabian Schmieder, Professor für Medien- und IT-Recht an der Hochschule, sprach sich für eine neue Risikoorientierung aus, die durch die Digitalisierung notwendig werde. „Wir werden beim Datenschutz in unserer Haltung einiges verändern müssen. Gerade in der Verwaltung versuchen wir immer, alles sehr sicher zu machen. Das ist richtig und ein hohes Gut“, meinte Schmieder. Dennoch werde sich das durch die Digitalisierung ändern müssen. Die Zeiten, in denen Daten hundertprozentig sicher waren, seien vorbei. Jetzt gehe es um Risikominimierung. Man müsse den Patienten das Risiko aber transparent machen, damit diese selbst entscheiden könnten, wie sie mit ihren Daten umgehen wollen.
Die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Martina Wenker, sieht in der Digitalisierung zahlreiche große Chancen im Gesundheitswesen. „Die müssen wir aufgreifen, sie aber auch rechtssicher gestalten“, mahnte Wenker. „Wir brauchen auch in Zeiten der Digitalisierung unverändert den Arzt, der seinen Patienten kennt.“ Möglichkeiten wie Telemedizin oder Videokonsultationen könnten die Behandlung sinnvoll unterstützen und ergänzen, sie aber nie ersetzen. Wichtig bleibt Wenker zufolge auch, dass Patienten in einem digitalisierten Gesundheitswesen weiterhin das uneingeschränkte Recht auf die Behandlung eines persönlich gewählten Arztes ihres Vertrauens vor Ort haben.
Ein Thema des Gipfels waren sogenannte Gesundheits-Apps. Es soll bereits 140.000 davon geben. „Wir haben eine riesige Menge an solchen Apps, die den Patienten nutzen können, ohne dass es aber in irgendeiner Weise eine Qualitätskontrolle gibt“, meinte Gisbert Voigt, Vorstandsmitglied der Ärztekammer. „Wir halten klare Zertifizierungen für diese Apps für unverzichtbar, damit sie für die Patienten auch sicher sind.“ So dürften zum Beispiel keine Daten unkontrolliert weitergegeben werden. „Es müsse sichergestellt sein, dass die App auch einen Nutzen bringt und nicht eine reine Datensammelwut bedient“, meint Voigt.