2019 soll die Digitalisierung in Niedersachsen richtig Fahrt aufnehmen
Wer unterwegs am Handy seinen Gesprächspartner im Funkloch verliert oder zuhause über schwaches WLAN klagt, könnte meinen, dass es mit der Digitalisierung in Niedersachsen nicht richtig vorangeht. Tatsächlich wird aber gerade auf zahlreichen Ebenen daran gewerkelt, das Land digitaler zu machen. In einer Aufstellung des Wirtschaftsministeriums, die dem Politikjournal Rundblick vorliegt, ist zu lesen, was von den zahlreichen Zielen des Masterplans Digitalisierung, der Mitte August vorgestellt wurde, bereits auf dem Weg ist. Darüber hinaus wird deutlich: 2019 geht es richtig los. Bei über der Hälfte der 90 Einzelpunkte in der Tabelle ist geplant, mit der Umsetzung in diesem Jahr zu beginnen. Die Liste macht teilweise allerdings auch deutlich, wo Hürden liegen.
Haken dran: Das wurde schon geschafft
Mehr Beratung: Das war eines der Ziele des Masterplans. Nicht einmal fünf Monate nach dessen Vorstellung kann hier schon an einige Punkte ein Haken gemacht werden. Die Beratung von Landkreisen und kreisfreien Städten läuft bereits, und am 4. Dezember hat das Kabinett auch die Gründung der Digitalagentur beschlossen, die Unternehmen im Land in Fragen der digitalen Weiterentwicklung sowie bei Fördermöglichkeiten unterstützen soll. Wer im Bereich der Digitalisierung investiert, soll bald mit einem sogenannten Digitalbonus unterstützt werden. 15 Millionen Euro sind im Topf, die Förderung soll im zweiten Quartal starten. Begonnen wurde bereits damit, die Forschungsförderung auf das Thema Digitalisierung auszurichten. Zwei Ausschreibungen wurden bereits veröffentlicht, dabei geht es zum Beispiel um „Big Data in den Lebenswissenschaften der Zukunft“. Wie geplant wurden auch bereits Förderbescheide für Modelle einer „Smart Factory“ an 24 Berufsschulen verschickt. So können Berufsschüler vor Ort lernen, wie die „schlaue Fabrik“ der Zukunft funktioniert.
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Ebenso im Zeitplan sieht sich die Landesregierung bei der Digitalisierung der Verwaltung und der damit verbundenen Einrichtung eines digitalen Verwaltungsportals. „Umsetzung hat fristgerecht begonnen“, steht dazu in de Auflistung des Wirtschaftsministeriums. Ende des vergangenen Jahres ist das Land auch beim Ausbau der Gigabit-Infrastruktur einen Schritt weitergekommen. Das Unternehmen Vodafone hatte im November damit begonnen, die eigenen Kabelnetze, die früher lediglich für Fernsehen und Radio genutzt wurden, auf maximal ein Gigabit hochzurüsten. Ende 2020 soll bei allen 2,5 Millionen Kunden in Niedersachsen Gigabit-Geschwindigkeit möglich sein.
Große Pläne: Das kommt 2019
„Aufnahme Testbetrieb erfolgt fristgerecht Mitte 2019“ heißt es beim Thema „Testfeld Niedersachen“. Mit dem nächsten Schritt wird das Testfeld für autonomes Fahren massiv ausgeweitet. Dann kann auch erprobt werden, wie selbstfahrende Autos nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land unterwegs sind. Ebenfalls im ersten Halbjahr sollen 100 allgemeinbildende Schulen mit sensitiven Robotern ausgestattet werden. Das Konzept steht schon, noch zu klären ist die Finanzierung. Bei dem Projekt sollen Schüler mit der Robotik in Kontakt kommen.
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Auch das Konzept für das sogenannte Distanzlernen an Berufsschulen, bei dem Schüler vor allem auf dem Land per Videokonferenz unterrichtet werden sollen, liegt bereits vor. Hier gibt es bei der Finanzierung noch ein Fragezeichen. Das Landwirtschaftsministerium ist dabei, die Ernährungsaufklärung zu digitalisieren. Derzeit befasst sich das Ministerium mit einem Projektantrag, der die Entwicklung von sogenannten Webinaren, also Seminare im Internet, und Apps rund um das Thema Kinderernährung vorsieht.
Im dritten Quartal sollen landeseigene Gebäude, allen voran Staatstheater und Landesmuseen, mit WLAN ausgestattet werden. Bereits beschlossen wurden die zusätzlichen Digitalprofessuren an niedersächsischen Hochschulen, mit denen das Studienangebot an die Digitalisierung angepasst werden soll. In diesem Jahr geht es los, bis zum Jahr 2021 soll es bis zu 50 Digitalprofessuren in Niedersachsen geben. Und das Sozialministerium plant fristgerecht im ersten Quartal mit der Förderung von Digitalisierungsprojekten in der ambulanten Pflege zu beginnen. Auch hier hofft man, dass dabei vor allem der ländliche Raum profitieren könnte.
Und wo hakt es?
Ganz so schnell, wie manche es sich es sich wünschen, geht es dann eben doch nicht immer. Beispiel: der Gigabit-Ausbau an Schulen. Im Masterplan war noch davon die Rede, dass alle Schulen bis 2021 mit Gigabit-Anschlüssen versorgt werden sollen. In der aktuellen Liste des Ministeriums ist nun schon von 2021/2022 die Rede. Kein Wunder: Allein die Anpassung der Landesförderrichtlinie dauert fast ein Jahr, im dritten Quartal soll es soweit sein. Absprachen mit dem Bund sind auch noch möglich. Gut möglich, dass in der Zwischenzeit viele Kommunen schon selbst die Kabel an den Schulen verlegt haben. Für das Land hätte das zumindest einen Vorteil: der Gigabit-Ausbau würde günstiger. (MB.)