So will das Land Startups helfen
Niedersachsen will jungen Gründern mehr Schub verleihen. Geht es nach Wissenschafts-Staatssekretärin Sabine Johannsen, sind dabei auch die Hochschulen gefragt. Es sei Aufgabe der Hochschulen, Unternehmensgründungen zu fördern, erklärte Johannsen am Donnerstag bei der Vorstellung der Startup-Strategie des Landes. „Hochschulen sollen noch gründungsfreundlicher werden, hier gibt es noch viel Potenzial. Bisher hatte das nicht die höchste Priorität in den Hochschulpräsidien“, bemängelte die Staatssekretärin, die sich dafür aussprach, in jedem Hochschulpräsidium ein Mitglied mit der Zuständigkeit für Ausgründungen zu betrauen. Ihrer Meinung nach muss das Thema in den Hochschulen sogar Chefsache werden. Über Zielvereinbarungen versuche man, Anreize für die Hochschulen zu schaffen. Am 9. November wolle man über das Thema auch mit der Landeshochschulkonferenz sprechen.
Der Startup-Gründer Jan-Philipp Mai stellte ebenfalls fest, dass das Unternehmertum in den Hochschulen bisher einen nur geringen oder keinen Stellenwert habe. Das wolle man mit der neuen Startup-Strategie ändern. Diese sieht unter anderem vor, unternehmerisches Denken und Handeln in der Bildungslandschaft zu stärken. Für Digital-Staatssekretär Stefan Muhle fängt das schon in den Klassenzimmern an. Die Schüler müssten ganz anders denken. „Es sollte nicht mehr um die Frage ‚Was will ich einmal werden‘ gehen, sondern um die Frage ‚Was will ich einmal gründen?‘“, sagte Muhle.
Althusmann setzt auf Frauenförderung
Die neue Strategie, die von der Landesregierung zusammen mit dem Startup-Beirat, in dem sich auch Unternehmer und Wissenschaftler engagieren, erarbeitet wurde, legt verschiedene Ziele und Maßnahmen fest. Neben dem Ziel von mehr Gründungen aus der Wissenschaft heraus sollen Startups schon in der frühen Phase stärker unterstützt werden, außerdem soll es für alle Phasen der Gründung passende Finanzierungsangebote geben.
Außerdem setzt das Land auf mehr Gründerinnen. Die Gründungsstipendien gehen bisher nur zu einem Viertel an Frauen. Die Förderung von Frauen bei der Gründung sei der Landesregierung ein ernsthaftes Anliegen, man werde dabei noch aktiver werden müssen, erklärte Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann.
Insgesamt gab er sich angesichts der Startup-Strategie selbstbewusst: „Wir wollen unser Bundesland zu einem der attraktivsten Startup-Standorte in Deutschland machen. Die anderen können schon mal unseren Hauch im Nacken spüren.“ Das Land fange dabei nicht bei null an. Es gebe bereits 380 junge Unternehmen der Startup-Szene in Niedersachsen, einige seien längst aus der Anfangsphase heraus. Beispielhaft wird dabei immer wieder das Braunschweiger Biotech-Startup „Youmap“ genannt, das an einem Medikament gegen Covid19 arbeitet und vom Land dabei unterstützt wird.
Beim Risikokapital sind wir ein weißer Fleck auf der Landkarte.
Genügend Geld für eine Idee zusammenzubringen und diese weiterzuentwickeln ist derweil für junge Gründer nach wie vor eine große Herausforderung. „Beim Risikokapital sind wir ein weißer Fleck auf der Landkarte“, sagte der Unternehmer Matthias Hunecke. Man setze darauf, durch Mittel des Landes private Kapital-Initiativen zu fördern. Man aktiviere damit den Markt, der an der Stelle versage. Jan-Philipp wies darauf hin, dass ganz Deutschland beim Risikokapital bisher leicht unter dem EU-Durchschnitt rangiert. „Wir sind sehr stark in der Entwicklung von Ideen, aber sehr schwach in der Umsetzung“, konstatierte Mai.