(rb) Hannover. Die Integration von Flüchtlingen in den niedersächsischen Arbeitsmarkt ist das Ziel eines gemeinsamen Projektes der Handwerksammern, der Arbeitsagenturen und der Landkreise mit dem Land. Ab 1. November können Asylsuchende und Flüchtlinge in allen sechs Kammerbezirken auf eine Ausbildung im Handwerk für das Ausbildungsjahr 2016/2017 vorbereitet werden. Wirtschaftsminister Olaf Lies hat für dieses Modellprojekt eine Förderung des Landes in Höhe von 1,1 Millionen Euro zugesagt. Dazu kommen teilnehmerbezogene Ausgaben, die aus Fördermitteln der Arbeitsagenturen und Jobcenter, der Handwerkskammern sowie der Landkreise erbracht werden. Das Projekt wird von der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen koordiniert; profitieren könnten davon rund 500 Flüchtlinge. Grundlage des Vorhabens, das als weiterer Baustein der Fachkräfteinitiative Niedersachsen gilt, ist das bereits seit Juli laufende Projekt „Kompetenzen erkennen. Gut ankommen in Niedersachsen“, durch das an den Standorten der Landesaufnahmebehörde Potenziale und Kompetenzen von Asylsuchen und Flüchtlingen erfasst werden. Nach Angaben des Wirtschaftsministers wurden von Juli bis September bereits mehr als 400 Kompetenzprofile dokumentiert. Demnach verfügen die befragten Personen – 86 Prozent waren Männer – naturgemäß nahezu über keine Deutschkenntnisse, und weniger als 15 Prozent gaben formale Berufsabschlüsse an. Alle Partner der Fachkräfteinitiative werden also weiterhin einen langen Atem benötigen, um die Schutz- und Asylsuchenden nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren, sagte Lies. Immerhin 40 Prozent der befragten Flüchtlinge gaben an, über Grund- oder erweiterte Englischkenntnisse zu verfügen, knapp die Hälfte hat zwischen vier und acht Jahren eine Schule besucht, rund ein Fünftel länger. Dreiviertel der Befragten verfügen nach eigenen Angaben über einen Schulabschluss, aber nur ein Viertel konnte entsprechende Zeugnisse vorlegen. Die Hälfte gab einen Hochschulbesuch an, und rund ein Viertel konnte dies mit Zeugnissen bzw. Nachweisdokumenten belegen. Was die Berufstätigkeit betrifft, verfügen nach der Kompetenzerfassung 40 Prozent der Befragten über eine mindestens einjährige Berufserfahrung, rund ein Fünftel von fünf und mehr Jahren. Ebenfalls ein Fünftel gab eine Berufsausbildung an. Darunter wurden Tätigkeiten in den Bereichen Handwerk, Industrie/Handel sowie Dienstleistung am häufigsten genannt.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #192.