1. Juli 2019 · 
Finanzen

Koalition einig: Mehr Geld für Beamte, das aber von den Ministern eingespart werden muss

Die Landesregierung hat sich festgelegt, im Entwurf des Haushaltsplans für 2020 ist die Rückkehr des Weihnachtsgeldes für Beamte vorgesehen. Bis A8 erhalten die Staatsdiener einmalig 920 Euro (bisher 420 Euro), von A9 an aufwärts gibt es 300 Euro (bisher nichts). Die Kinderkomponente wird aufgestockt – von 120 auf 170 Euro für jedes erste und zweite Kind, von 400 auf 450 Euro für jedes dritte und weitere Kind. Die Pensionäre gehen beim Weihnachtsgeld leer aus, lediglich die Kinderkomponente können sie beanspruchen. Zwar hatte sich die Verständigung der Koalition auf einen solchen Weg schon seit Wochen abgezeichnet, doch ein Haken ist darin für die Ministerien enthalten. Sie müssen den Betrag der Mehrausgaben für die „Attraktivitätssteigerungen im öffentlichen Dienst“ anteilig zu ihrem Haushaltsvolumen einsparen – mit einer kleinen Ausnahme für das Kultusministerium, das hier teilweise verschont wird. Wie es heißt, hat diese Kürzungsauflage, die im kommenden Jahr 60 Millionen Euro bedeutet, in der Klausurtagung des Kabinetts wenig Begeisterung bei vielen Ministern ausgelöst. Sie sind jetzt gezwungen, von Januar bis Dezember 2020 aus ihren Ausgaben eine pauschale Summe herauszuschneiden. Von 2021 an wird der Druck noch größer, dann muss die Einsparung zu Beginn des Jahres klar definiert werden, es dürfte dann ein Stellenabbauprogramm in vielen Häusern nötig werden.
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Ministerpräsident Stephan Weil, Wirtschaftsminister Bernd Althusmann und Finanzminister Reinhold Hilbers erläuterten gestern die Beschlüsse der Regierung. Weil erklärte, die Etatplanung sei diesmal „nicht so einfach“ gewesen – wegen des abgeschwächten Anstiegs der Steuereinnahmen, einer hohen Belastung durch den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst, dem Start des Neuverschuldungsverbotes nächstes Jahr und den sehr hohen Anmeldungen an Mehrausgaben, vor allem für die Sanierung öffentlicher Bauten. Althusmann erklärte, die Regierung habe auch „Mut zu unpopulären Entscheidungen“ bewiesen, auf Nachfrage erläuterte er, dass die Weihnachtsgeld-Beschlüsse nicht den Erwartungen aller Verbände entsprächen. Vom Schuljahr im August 2020 an sollen die nach A12 besoldeten Grund-, Haupt- und Realschullehrer eine Zulage von 94 Euro erhalten. Außerdem stünden 1425 zusätzliche Stellen für die Gymnasien bereit, wenn in einem Jahr dort ein weiterer Jahrgang unterrichtet werden müsse. Die Finanzierung von 260 Planstellen an den Berufsschulen und 50 Sozialpädagogen dort soll dauerhaft gesichert werden, für die Erhöhung der Grundfinanzierung der Lehrerausbildung an den Unis Osnabrück, Vechta und Hildesheim gilt das ebenfalls. Der Hochschulpakt zur Verstetigung von Wissenschaftlerstellen wird gegenfinanziert, die Schulgeldfreiheit für Gesundheitsfachberufe wird gesichert, die Medizinerausbildung in Oldenburg wird um 40 Plätze aufgestockt. Die Finanzierung der kommunalen Theater, im vergangenen Jahr ein riesiges Streitthema, soll gesichert sein, eine Tarifsteigerung von 1,5 Prozent ist nach den Worten von Hilbers auch im Etat berücksichtigt worden.

Bislang ist kein Abbau von Altschulden eingeplant

Ein Abbau von Altschulden ist im Plan nicht enthalten, nach den Worten des Finanzministers soll im Laufe des Jahres 2020 klar werden, inwieweit hier Möglichkeiten vorhanden sind. Das gelte dann auch für zusätzliche Ausgaben zur Sanierung von Bauten, fügte der Ministerpräsident hinzu. Aus der Rücklage des Landes werden 187 Millionen Euro entnommen – für die Sportstättensanierung, Investitionen in Kindergärten und die Bauunterhaltung. Althusmann erklärte, bis 2023 sollten 5,7 Millionen Euro in die Förderung der Elektromobilität fließen. Auch wenn die Batterieforschung nach NRW gehe, hoffe man noch auf die Batteriezellfertigung in Niedersachsen, etwa Salzgitter. VW habe einen Antrag beim Bundeswirtschaftsminister gestellt und hoffe, von der Förderung in Höhe von einer Milliarde Euro zu profitieren. Die Reaktionen auf die Beschlüsse fielen unterschiedlich aus. Die Landesregierung sei beim Weihnachtsgeld „auf dem richtigen Weg“, meinten Mehrdad Payandeh (DGB) und Laura Pooth (GEW). Der „beharrliche Druck hat sich ausgezahlt“, sagte Verdi-Landesleiter Detlef Ahting, fügte aber hinzu, der Landtag könne die Höhe des Weihnachtsgeldes noch anheben. Enttäuscht zeigte sich Martin Kalt, Vorsitzender des Niedersächsischen Beamtenbundes (NBB): So zufrieden man den Wiedereinstieg zum Weihnachtsgeld sehe, so „ärgerlich und nicht hinnehmbar“ sei jedoch, dass die Pensionäre dabei nicht einbezogen werden sollten. Dies treibe einen Keil in die Beamtenschaft. Dietmar Schilff von der Gewerkschaft der Polizei nannte die Beschlüsse „nicht ausreichend“, vor allem beim Weihnachtsgeld müsse der Landtag „noch nachbessern“, 300 Euro für A9-Bedienstete seien zu wenig. Das gelte auch für die Unterhaltung der Polizeidienststellen und die sachliche Ausstattung der Polizei.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #122.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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