Im vergangenen Jahr tummelten sich die Besucher noch auf dem Messegelände in Hannover, in diesem Jahr wird bei der niedersächsischen Digital-Messe „Techtide“ alles anders. Aber welche Veranstaltung sollte schon besser digital ins Internet passen als diese? Heute Abend beginnt die zweitägige Konferenz, mehr als 700 Anmeldung gibt es bereits, freut sich Digital-Staatssekretär Stefan Muhle. Die Techtide findet in diesem Jahr im sogenannten „H’UP“ statt, einer Halle auf dem hannoverschen Messegelände, in der das Streaming-Studio zur Grundausstattung gehört.

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Die neue hybride Form tut dem Erfolg der Veranstaltung offenbar keinen Abbruch – eher im Gegenteil. Kein Wunder, schließlich machten viele inzwischen Dinge digital, die vor über einem halben Jahr noch undenkbar gewesen wären, erklärt Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der IHK Lüneburg-Wolfsburg. Die IHK Niedersachen (IHKN) hatten mit drei IHKs im Land im Vorfeld der Veranstaltung Regionalkonferenzen organisiert, auf denen darüber gesprochen wurde, was es bereits alles schon digital gibt und welche Potentiale noch angepackt werden müssen.

Die neue hybride Form tut dem Erfolg der Veranstaltung offenbar keinen Abbruch – eher im Gegenteil. Kein Wunder, schließlich machten viele inzwischen Dinge digital, die vor über einem halben Jahr noch undenkbar gewesen wären, erklärt Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der IHK Lüneburg-Wolfsburg. Diese und zwei weitere IHKs hatten im Vorfeld der Veranstaltung Regionalkonferenzen organisiert, auf denen darüber gesprochen wurde, was es bereits alles schon digital gibt und welche Potentiale noch angepackt werden müssen.

Die Dinge passieren einfach. Wir können nicht sagen: Wir wollen das nicht.

Die „Techtide“ gilt zwar als „digitaler Leitkongress“ im Land, soll sich aber nicht nur an die Crème de la Crème der Digitalisierung wenden, sondern an alle, die mit dem Thema zu tun haben, ob in Kommunen, in der Politik oder in der Wirtschaft. „Es gibt neben den digitalen Köpfen auch noch viele ‚digitale Normalos‘, und denen muss man Lust aufs Mitmachen machen“, meint Zeinert. Auch Muhle erklärt, man müsse die Digitalisierung „aus der Nerd-Ecke“ herausholen. Dazu müssten alle sensibilisiert und Kompetenzen aufgebaut werden. „Wenn ich jetzt wieder sehe, was alles auf den Weihnachts-Wunschzetteln steht, von sprechenden Puppen bis zu vernetzten  Kuscheltieren, muss man auch einfach darüber nachdenken, was da eigentlich in so einem Gerät passiert.“


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Muhle warnt davor, sich der Entwicklung zu verschließen und die Hintergründe mit Desinteresse zu strafen, schließlich sei die digitale Entwicklung unumkehrbar. „Die Dinge passieren einfach. Wir können nicht sagen: Wir wollen das nicht.“ Genutzt werden die digitalen Möglichkeiten gerne, hinter die Kulissen wollten viele aber nicht so recht schauen. Das habe in vielen Bereichen zu einer Übermacht geführt, sagt Muhle und nennt als Beispiel den Internet-Händler Amazon. „Da haben sich so große Plattformen entwickelt, dass es heute schwerfällt, diese Bereiche zu regulieren.“

Praktische Beispiele im Alltag

Auf der Techtide wird es aber nicht nur um den regulatorischen Überbau der Digitalisierung gehen, sondern auch um viele ganz praktische Beispiele im Alltag. Wo in Niedersachsen überall schon kräftig digitalisiert wird, hat die IHKN mit den IHKs Lüneburg-Wolfsburg, Ostfriesland und Papenburg und die Oldenburgische IHK in ihren Regionalkonferenzen herausgefunden.

Ein Beispiel präsentierte die Reederei Norden-Frisia, die derzeit verschiedene Konzepte ausprobiert. Ziel ist es, dem Kunden mehr anzubieten als nur eine Insel-Überfahrt, zum Beispiel die Möglichkeit, mobil zu bleiben, auch wenn man das Auto auf dem Festland stehen lässt. Per App kann man dann E-Bikes oder E-Roller ausleihen.

Die Inseln wollen über eine Plattform mit dem Titel „Friesenjung“ den Urlaubern verschiedene Dienstleistungen zentral anbieten, die bisher im Netz auf unterschiedlichen Seiten erst mühsam gesucht werden müssen. Und es gibt sogar schon ein digitales Hotel, in dem vom Einchecken bis zur Lichtsteuerung im Zimmer alles digital erledigt werden kann.

Es ist schon viel erreicht worden, macht Michael Zeinert deutlich. Klar ist aber auch: Die Digitalisierung ist ein Dauerlauf, und so haben die IHKs im Vorlauf der Techtide die Punkte zusammengetragen, an denen ihrer Meinung nach noch gearbeitet werden muss. Dazu zählen eine leistungsfähige Infrastruktur sowie eine stabile und flächendeckende Versorgung mit hochleistungsfähigem Mobilfunk.

Im Tourismus wünschen sich die Kammern Wettbewerbe, Foren und Austauschplattformen, um Unternehmen bei der Finanzierung und Etablierung digitaler Geschäftsmodelle zu unterstützen. Und die Beratungs- und Förderangebote sollten ihrer Ansicht nach stärker gebündelt werden.

Es hilft den Betrieben vor Ort am meisten, wenn man sich etwas voneinander abschauen und sehen kann, wie sich andere digitalisiert haben, womit sie angefangen haben, und was sie sich gegebenenfalls auch sparen können.

Digital-Staatssekretär Muhle verweist in diesem Zusammenhang auf die Digitalagentur, die sich als zentraler Ansprechpartner für die Unternehmen bewährt habe. Sie ist eine Art Reiseführer in das digitale Gebiet. „Die Agentur kann jedes Unternehmen, egal aus welcher Branche und Region, individuell an die Hand nehmen und auf bestehende Programme hinweisen“, erklärt Muhle.

Seiner Meinung nach könnte jede Kommunalverwaltung eine kleine  Digitalagentur haben, auch als Ort, wo an dem sich Unternehmen über Konzepte austauschen können „Es hilft den Betrieben vor Ort am meisten, wenn man sich etwas voneinander abschauen und sehen kann, wie sich andere digitalisiert haben, womit sie angefangen haben, und was sie sich gegebenenfalls auch sparen können.“ Derzeit sei das Modell der Digitalagentur genau richtig, ob das in fünf Jahren allerdings immer noch so sei, lasse sich noch nicht voraussagen. So ist das mit der Digitalisierung: Schon morgen kann alles ganz anders sein.

Von Martin Brüning